krisenmanager: Kaum jemand singt so lebensfroh über Depressionen ivie FIREWATER – Sänger Tod Ashley hat sie erlebt

Feuergeil hat Tod Ashley (er schreibt sich tatsächlich nur mit einem ‚d‘) auf rauchenden Trümmern getanzt, hat um sich geballert, hat als einer der Frontsoldaten bei den New Yorker Industrial-Rock-Rammbolzen Cop Shoot Cop die Zeile gebellt: „“I left a trail of rubber chicks and broken hearts and busted necks!“ Mit 34 Jahren seien sie history, so formulierte er damals das Argument für schnelles Leben und junges Sterben, aber jetzt ist Ashley schon 35 und leidet, weil mehrere Freunde tatsächlich Selbstmord begangen haben und er nichts tun konnte. Also wieder das öde, alte Vorher-Nachher-Spiel: Tod A., Sänger der Band Firewater, rausgewachsen aus den Flausen von früher. Oder so ähnlich.

Zwischendurch ist er auch noch mit dem Flugzeug in ein Luftloch gestürzt. Er dachte, er müsse sterben, und war überrascht über die profanen Gedanken, die ihm in den Kopf kamen: „“Als erstes fiel mir ein, dass ich die 20 Dollar nie zurückgeben könnte, die mir ein Freund geliehen hatte.“ Bedeutender waren die lebenspraktischen Weisheiten auch nicht, die er aus der Krise mitnahm – „“niemals aufgeben, das Leben genießen, allen ein guter Kumpel sein.“ Bedeutender sind die Texte, die er in der Zeit schrieb und aus denen seine Band das Depressions-Themenalbum „“Psychopharmacology“ gemacht hat. Angst, Unheil, Pillensucht, poetisch und sogar humorvoll transzendiert.

Ein ästhetischer Triumph. Nach Selbsterfahr ungs-Taschenbüchern klingt es nur, wenn er drüber redet. Und zu allem Überfluss ist die Musik auf der dritten Firewater-Platte anregend virtuoser, eingängiger Rock – was daran liegt, dass seine Bandkollegen (Gitarrist und Drummer aus Israel, ein Schweizer Keyboarder namens Wallfisch, typisches New Yorker Multikulti) keine so sinistren Probleme niederzukämpfen hatten. Cop Shoot Cop hätten das anders gemacht.

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