Kunst des Vergebens

Fünf Fragen an Maria Mena, die nach den Anschlägen von Oslo den richtigen Ton fand.

Wie viele ihrer Landsleute kämpfte Maria Mena mit den Tränen. Beim Gedenkkonzert für die Opfer von Oslo und Utøya sang sie „Mitt Lille Land“, ein altes norwegisches Volkslied. Niemals sei sie stolzer auf ihr Land gewesen als in den schwierigen Tagen nach den Anschlägen. Ihr Album „Viktoria“ versprüht jenen Optimismus, von dem auch ihr Heimatland beseelt scheint. Einer der Songs heißt „The Art Of Forgiveness“.

Worin besteht die Kunst der Vergebung?

Es heißt doch: „Du musst dir selbst vergeben können.“ Aber niemand erklärt einem, dass man sich dafür zuerst seine Wut eingestehen sollte. Man muss jemandem die Schuld geben, bevor man ihm verzeihen kann.

Ein großes Thema ist die Trennung Ihrer Eltern. Haben Sie ihnen inzwischen verziehen?

Diesen Verlust werde ich immer in mir tragen. Ich sehe aber inzwischen auch all das Positive, das mir meine Eltern mitgegeben haben. Ich weiß zum Beispiel, dass ich die Liebe zur Sprache von meiner Mutter geerbt habe.

Von ihr stammt quasi auch der Albumtitel.

Meine Oma Viktoria starb, als ich zehn war. Danach wollte meine Mutter, dass ich ihren Namen bekomme. Beim Songwriting spürte ich, dass ich mich zu einem neuen Menschen entwickelt habe. Ihn nenne ich Viktoria.

Kann Musik ein Rettungsanker sein?

Nach den Gedenkkonzerten, kann ich sagen, dass Musik in dieser ohnmächtigen Situation viele Leute miteinander verbunden und ihnen Kraft und Hoffnung gegeben hat.

Was haben Sie am 22. Juli gemacht?

Ich war zu Hause, als die Fenster durch die Explosion vibrierten. Mein Freund und ich lagen die Nacht mit Tränen in den Augen wach. Am Morgen waren es bereits 68 Tote.

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