Letzte Station Trancecentral

Im rasanten Tempo nähert sich das subkulturelle Treiben Berlins seiner eigenen Historisierung. Ausstellungen und Erinnerungsbücher vermessen akribisch die jüngere Vergangenheit. Gerade mal 15 Jahre alte Schnappschüsse wirken heute so fern wie die Weimarer Republik. Wo einst der Tresor an der Leipziger Straße wummerte, machen sie nun endgültig die Fassaden schön. Gleich nebenan türmt High Gain House Investments ein enormes Einkaufszentrum auf. So ist es ein Verdienst der neuen Anthologie „Nachtleben Berlin 1974 bis heute“, dass sie größere Zusammenhänge zeichnet, die über den „Drei Tage wach“-Mythos der elektronischen Clubszene hinausgehen. Die Porträts gelten ganz unterschiedlichen Orten, vergangenen und aktuellen, von Romy Haags Siebziger-Jahre-Cabaret am Nollendorfplatz bis zu den HipHop-Open-Airs von heute. Gestaltet sich der von Wolfgang Müller (Die Tödliche Doris) persönlich gestrichelte Stammbaum der „Bars, Kneipen und Discotheken zwischen 1979 und 1989“ noch recht übersichtlich, ist das heutige Gemisch aus Hippie-Spielplätzen und Champagner-Hangouts für die Kunstprominenz kaum noch zu überblicken. Dankbar darf man sein für ein rares Foto, das die legendäre Bar 25 bei Tag zeigt: eher Bangkok als Berlin.

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