Liebesgruße aus Moskau

Addi Brick trägt auf ihren vielen Entdeckerreisen die Heimat Georgia immer im Herzen mit sich

„Ich wollte schon immer in Russland arbeiten“, sagt Addie Brik. Und wenn’s nur für einen Song („Said“) nach St. Petersburg geht. Von ihrer Basis London aus führte sie das Album „Loved Hungry“ zudem nach Kalifornien, Budapest und Berlin, zu den Elektronikern von To Rococo Rot. „Schon von klein auf hat mich Russland fasziniert, die Geschichte, die Leute.“ Später studierte Brik russische Literatur. Die Begeisterung für die Kultur des großen Feindes hat sie zur Zeit des Kalten Kriegs in Savannah/Georgia aber nicht gleich zur Geächteten gemacht „Meine Faszination hatte schon damit zu tun, dass die Amerikaner eine merkwürdige Verstellung von Russland hatten.“ Den US-Süden hat Brik trotzdem überall mit sich hingetragen auf ihrem Weg hinaus in die weite Welt von Tanz, Theater und Musik, den prominente Fürsprecher säumten, von Peter Gabriel bis zu Francis Ford Coppola.

Als einschneidend hat sie ihre Jahre im Chor von H.B. Barnum erlebt. „Ein unglaublicher Musiker“, sagt sie über den legendären Arrangeur (Sinatra, Aretha Franklin). „Er arbeitet wie auf Autopilot, die Musik strömt nur so aus ihm raus und bringt Gruppen von Menschen dazu, Dinge zu tun, die sie für unmöglich gehalten haben.“ Die Ex-Prince-Adjutantinnen Wendy & Lisa lehrten Brik klassische Studiotechnik, Disziplin und „wie man gut und schnell Entscheidungen trifft“. Auf „Loved Hungry“ schreckt Addie Brik dann auch vor fast nichts zurück. Da machen Schubladendenker schnell in wortklingelnder Alliteration: „Tango-Techno“ hörte die „Times“. Als ob Bumms und Verführung miteinander könnten.

Derweil arbeitet Addie Brik an einem Projekt über Conroy Maddox, mit 92 Jahren wohl der letzte lebende Surrealist und zufällig ihr Nachbar in London. „Er ist ungeheuer komisch, aber auch der einzige Mensch, den ich bisher getroffen habe, der Musik einfach hasst Conroy, hab ich gesagt, wir müssen unbedingt eine Platte aufnehmen!“ Ihr nächstes eigenes Album hat Addie Brik auch schon im Kopf: „Geschichten, die dieses Southern Feeling brauchen.“

Also wird sie wohl bald einen Flug nach Georgia buchen.“Ich war drei Jahre nicht zu Hause und bin gespannt, wie sich das anfühlt“, sagt sie skeptisch; zuletzt war sie in den USA nur mit dem Song „Nick Cave“ aus dem Luke Vibert & BJ Cole-Album „Stop The Partie“ präsent im“Sex And The City“-Soundtrack. „Amerika hat zurzeit einen komischen Platz in meinem Kopf.“ Anders als Russland. Bald schickt sie Liebesgrüße aus Moskau. Die Shows dort sind gebucht.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates