Manchmal geht’s auch ohne Fee – Seit dem Weggang der zauberhaften Zwillinge klingen Múm noch besser

„Múm ist keine Band im eigentlichen Sinn“, sagt Örvar Póreyjarson Smárason, und der muss es wissen, denn er ist eines der zwei verbliebenen Kernmitglieder der isländischen Gruppe: „Wir treffen uns nicht in einer Garage, um gemeinsam Songs zu schreiben.“ Als im Jahr 2000 das Debüt „Yesterday Was Dramatic – Today is Okay“ erschien, glaubte man noch an ein digitales Naturwunder. Diese Musik war elektronisch und klang dennoch nach endlosen Graslandschaften, melancholischen Kindheitserinnerungen und Spinnweben im Spätsommerlicht.

Zu Múm gehörten neben Gunnar Örn Tynes damals noch die Zwillingsschwestern Gyoa und Kristin Valtysdöttir. Nachdem Gyoa die Band schon 2002 verlassen hatte, ging Anfang 2006 auch Kristin. Wenn Örvar heute versucht, die Gründe ihres Weggangs zu erklären, klingt das, als würde ein Liebhaber das Ende einer Beziehung erklären: „Sie lebt jetzt in New York, es ist wie ein anderes Leben. Aber man darf nicht an Dingen hängenbleiben, nur um an ihnen zu hängen.“ Kristin ist inzwischen mit Avey Tare von Animal Collective verheiratet, mit denen Müm oft auf Tour waren.

Ihr Weggang hat Örvar, Gunnar und den fünf anderen Musikern letztlich gut getan. „Wir können seitdem viel besser und instinktiver zusammenarbeiten. Wir haben deshalb auf ,Oo Go Smear The Poison Ivy‘ weniger Kompromisse gemacht als früher“, sagt der 30-Jährige. Die Musik von Mum ist deutlich komplexer und arrangierter geworden – isländische Volkssagen wird man mit der neuen Platte nicht mehr so leicht vertonen können. Doch dank der vielen weiblichen Teilzeit-Mitglieder ist der Gesang noch immer märchenhaft genug.

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