Marsimoto – Laut hören!

Campino über Marsimoto

Okay, ein waschechter „Newcomer“ ist Marsimoto nicht, aber ich feiere ihn für mich immer noch als Entdeckung ab. „Grüner Samt“ ist der erste musikalische Paukenschlag im noch frischen Jahr. Nachdem der aus Rostock stammende Rapper bisher nur innerhalb von mehr oder weniger verschworenen HipHop-Zirkeln durchstarten konnte, ist er nun so weit, nicht nur totaler Kult im deutschsprachigen Underground zu sein, sondern auch ein größeres Publikum in seinen Bann zu ziehen. Marsi ist ein Schatten, der immer maskiert und unerkannt mit hochgepitchter Stimme die abgedrehtesten und besten Texte vorträgt, die dieses Land derzeit im Angebot hat: „Barack Obama, gib den Indianern ihr Land zurück!“ Alles, was Marsimoto von sich gibt, ist wahr. Die Musik? Genauso. Ein irrsinniger Mix aus Beats, Geräuschen und Melodien, die sich überlagern, miteinander ringen und doch immer auf den Punkt kommen.

„Grüner Samt“ erinnert mich in vielen Momenten an frühe Alben aus der Punkszene, allen voran The Damned: Es ist ein Werk, das gleichzeitig Euphorie, Angst, Albernheit, Trauer, Liebe, Schmerz und Agression in sich vereint, eine todtraurige Platte, die schreiend komisch ist. Und eben voller Wahrhaftigkeit. Dargeboten von jemandem, der in seinen Texten die Liebe zum Blödsinn genauso schätzt wie den Ernst des Lebens. Meine Anspieltipps: „Indianer“, „Der springende Punk“, „Für Uwe“. Noch ein Hinweis: Ihr solltet die Scheibe möglichst laut hören, und wenn Ihr beim Hören was raucht, braucht Ihr dazu reichlich Bewegungsfreiheit.

So gut wie Marsi ist sonst zurzeit nur Marteria.

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