Mein Block – Sido 2004

„Rosetten sehen aus wie kleine Sterne„. Auf seinem ersten Meilenstein als Solokünstler nahm Sido den sozial besser Gestellten an die Hand und lud ihn zu einer Führung durch sein Berliner Heimatviertel ein – die als sogenannter „Problembezirk“ bekannte Trabantenstadt Märkisches Viertel. Hier sprach er die Dinge so aus, wie sie sind: Er beschrieb das Leben im Block zwischen Hochhäusern und dicker Luft, stellte Personen und Charaktere aus der Nachbarschaft vor, vom „Typ mit dem Schlagring“ bis zum „Junkie ausm 4.“ und der „Hardcore-Lesbe im 15.“. Sido sprach damit einer ganzen Generation aus der Seele und veränderte den deutschen HipHop nachhaltig: Seine gewohnt krasse Ausdrucksweise packte sozialpolitische Themen auf eine so direkte Art am Kragen, dass hirnloses Dissen und flachsinniges Macker-Gehabe nicht mehr nötig war. Indem er die Lebensumstände der Hochhaus-Menschen in den heruntergekommenen Stadtvierteln einfach nur schilderte und dabei auf plakative Empörung verzichtete, blieb er glaubwürdig und profilierte sich als unbestechlicher Beobachter. Was er zu sagen hatte, war ein satter Stinkefinger an gleich zwei Adressen: an all jene, die sich für etwas Besseres halten, und an die verständnislosen Eltern eines jeden 15-jährigen HipHop-Fans. Denn: „Du in deinem Einfamilienhaus lachst mich aus, … in meinem Block weiß es jeder: Wir sind Stars.“

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