Melody Gardot – Weltreisende

Die amerikanische Jazz-Musikerin Melody Gardot entdeckt den portugiesischen Fado für sich

Melody Gardot trägt eine ihrer eleganten Sonnenbrillen, die zum Markenzeichen der 26-jährigen amerikanischen Jazz-Sängerin geworden sind: 2003 fuhr ihr ein Geländewagen ins Fahrrad; Gardot kam nur knapp mit dem Leben davon. Es folgte eine langwierige Rekonvaleszenz, aber noch immer leidet die Künstlerin unter einer Lichtempfindlichkeit der Augen, sie kann keine lauten Töne ertragen, und zum Gehen benötigt sie einen Stock. Für ihr neues Album „The Absence“ ist sie durch Südamerika, Nordafrika und Europa gereist.

Brauchen Sie das ständige Unterwegssein, um kreativ zu bleiben?

Reisen bedeutet, sensibel und offen für andere Einflüsse zu sein, was sehr beflügelnd wirken kann. Die Akzeptanz von anderen Kulturen prägt einen. Wenn ich mich permanent an einem Ort aufhalten würde, bekäme ich schnell das Gefühl, mich zu wiederholen. Ich kenne Leute in den USA, die noch nicht ein Mal den Bundesstaat verlassen haben, in dem sie geboren wurden. Manche haben sicher keine Möglichkeit zu reisen, andere aber richten sich in ihrem Patriotismus ein.

In Lissabon haben sie den Fado für sich entdeckt. Was fasziniert sie an dieser Musik?

Ich hatte eine portugiesische Gitarrenlehrerin. Als sie das erste Mal zu mir kam, war das wie ein großer Zusammenprall von Farben. Sie spielte auf ihrer Gitarre und ich versuchte etwas am Klavier. Normalerweise ist es im Fado wie im Blues: Jeder Akkord, der nicht dazu gehört, ist ein Sakrileg. Aber der Coimbra Fado bietet mehr Gestaltungsfreiraum. Diese Art Gitarre zu spielen hat meinen musikalischen Stil total verändert.

Ihr letztes Album war ein großer Erfolg. Kam das für Sie überraschend?

Zuerst wusste ich nicht, was diese Zahlen bedeuten. Wenn mir jemand eine Million Dollar geben würde, wüsste ich nicht, was ich damit anfangen sollte.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates