Musikbücher von Birgit Fuß

Mythen in Tüten

Eine Art Reiseführer für Todesverfallene: Wo Stars starben und zu Ikonen wurden

Thomas H. Green HHH Rock Shrines

Einen gewissen Spaß an allen Aspekten der Sterblichkeit muss man schon mitbringen, um dieses Buch schätzen zu können. Es geht hier zwar auch darum, die vielen Opfer der Rockgeschichte zu ehren, vor allem aber um die zahlreichen Varianten, wie man als Star dahinscheiden kann, um die unterschiedlichen Verwahrungsmöglichkeiten und Wallfahrtsorte.

Keine passendere Frau als die unverwüstliche Pamela Des Barres hätte das Vorwort zu „Rock Shrines“ schreiben können, das den Untertitel „Where The Stars‘ Lives Ended And The Myths Began“ trägt. Das Proto-Groupie kennt sich aus – ihr starben schon diverse berühmte Liebhaber weg, darunter Jim Morrison, Keith Moon und Gram Parsons. Sie erlaubt es sich in ihrem endlosen Enthusiasmus auch, en passant Elvis und Jesus gleichzusetzen. Beide haben sie erweckt. In ihrer Welt gibt es keinen großen Unterschied zwischen Seele und Sex, beides verschenkt sie gern.

Thomas Greens Texte zu den Lebensläufen der üblichen Verdächtigen – Brian Jones und Buddy Holly, Ian Curtis und John Lennon, Kurt Cobain und Michael Hutchence – sind eher schlicht, die meisten Fakten kennt man, die Gerüchte auch. Berührend sind eher die Bilder und Zeitungsausschnitte, die zum Teil in Butterbrottütchen beigelegt wurden: Todesnachrichten und -urkunden, Elvis‘ Autopsiebericht, Morrisons Testament. Fragt sich bloß, warum ausgerechnet für Bon Scott, George Harrison und Frank Zappa nur im Anhang Platz war, während etwa Duane Allman, Dee Dee Ramone und Rick James seitenlang abgehandelt werden. Wie spektakulär muss ein Tod sein, wie eindrucksvoll ein Denkmal? Man möchte es nicht entscheiden müssen. (Edition Olms, 29,95 E)

Bruce Springsteen – Tougher Than The Rest HHH1/2

von June Skinner Sawyers

Die Frau weiß natürlich, dass sie sich keine Freunde macht, wenn sie eigenmächtig die angeblich 100 besten Springsteen-Songs auswählt. Also gibt sie am Ende noch mal 60 drauf. Skinner Sawyers erzählt die Geschichten dieser Lieder unterhaltsam nach, angereichert mit den üblichen Interpretationen und Anek- doten zum Entstehungsprozess. Schön sind die kleinen Randnotizen wie die Aufzählung, welche Berufe Springsteens Charaktere haben und welche Frauen- und Spitznamen vorkommen. Liebenswert, lesenswert. (Bosworth, 19,95 E)

Neil Young – Long May You Run HHHH von Daniel Durchholz & Gary Graff

Die beiden Journalisten erzählen die Geschichte des großen Sturkopfs von seiner Geburt bis zur vorerst letzten Aufnahme, lassen viele Kollegen und Weggefährten zu Wort kommen. Das Spektakuläre an dieser „Illustrated History“ sind aber die mehr als 400 Fotografien, Poster und Konzerttickets, Flyer und Zeitungsausschnitte. Sie zeigen, dass Young schon als Kind sehr resolut in die Welt blickte. Ein Abenteurer, wild entschlossen. (Edition Olms, 24,95 E)

Leonard Cohen – Titan der Worte HH¿

von Christof Graf

Der pompöse Untertitel in Dittsche-Manier deutet schon an, dass es sich um das Werk eines Bewunderers handelt. Graf hat bereits mehrere Bücher über Cohen geschrieben, dennoch fallen ihm viele weitere Superlative auf 400 Seiten ein, unterbrochen von durchaus interessanten Interviews und Beobachtungen. Wer allerdings erwähnen muss, dass er Leonards private Mail-Adresse hat, bei dem wundert man sich nicht, dass ihm „das Herz stehen bleibt“, als er dem Poeten zufällig begegnet. (Edel, 22,95 E)

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