Nach sieben Jahren hat sich Meat Loaf mal wieder zu einem höchst dramatischen Album aufgerafft – und recht ungewöhnliche Kollegen als Songschreiber engagiert

Wenn er plötzlich aufspringt und mit den Armen rudert, wenn er erst flüstert, dann schreit und erfreut feststellt, dass man zusammengezuckt ist – dann darf man nicht vergessen, dass Meat Loaf Schauspieler ist. Es macht ihm Spaß, Leute zu überraschen, vielleicht auch zu verunsichern. Deshalb küsst er Thomas Gottschalk auf den Mund, deshalb fuhrt er vor jedem Journalisten eine kleine, maßgeschneiderte Show auf.

„Lass mal das Album sehen, das man dir gegeben hat!“ Na gut Was ist denn damit? „Es fehlen vier Songs. Wie heißt das Album?“

„(I)Couldn’t Have Said 1t Better (Myself)“? Korrekt. Aber den entsprechenden Song hast du nun noch gar nicht. Der wurde zu spät fertig. Das tut mir leid! Wirklich!“ Der schlimmste Vorwurf, den man Meat Loaf machen könnte, wäre, ihn „half-assed“ zu nennen. In alles, was er tut, wirft er sich mit voller Kraft – das Ergebnis muss einem nicht jedes Mal gefallen, aber man weiß immer, dass er alles gegeben hat. Als Schauspieler in „Fight Club“, als Berserker auf der Bühne, bei seinem Album, das am 24. März erscheint. Da hat er genaue Vorstellungen: „Die Lieder müssen emotional, psychologisch und musikalisch zusammenpassen. Keines darf fehlen, sonst passt das insgesamt nicht Die Dramaturgie muss stimmen. Der einzelne Song bringt gar nichts.“ Sagt ein Mann, der ein Dutzend Single-Hits hatte. „Was kann ich dafür? Keine Ahnung, wie das kam!“

Vielleicht liegt es daran, dass Meat Loaf einen Hit sofort erkennt – und einen „stinker“ auch. Seine Autoren können ein Lied davon singen. „Mit mir diskutiert keiner. Entweder man will einen Song für mich schreiben oder eben nicht Wenn mir jemand einreden will, eine Zeile, die ich nicht mag, sei doch gut, antworte ich nur: ‚Dann sing sie doch selbst!'“ Bei „Couldn’t Have Said ll Better“ war nun nicht Jim „Bat Out Of Hell“ Steinman am Werk, sondern verschiedene Kollegen – darunter auch Nikki Sixx von Mötley Crüe. Ja, der kann tatsächlich Songs schreiben. „Viele Leute haben Vorurteile, sind einfach Snobs. Aber ich sage immer: Wenn ein Song gut ist, könnte er auch von meinem Hund kommen, ich würde ihn trotzdem aufnehmen.“ Hauptsache, in dem einen oder anderen Titel kommt eine Klammer vor (das ist Pflicht).

Als er die ersten Entwürfe von Sixx bekam, drängte ihn seine Tochter Pearl, die seit Jahren im Background für ihn singt, dazu, endlich wieder mit einem Album anzufangen. „Ich bin nie in der Stimmung dazu. Darum habe ich wohl nur neun Alben in 33 Jahren gemacht Ich nehme auch nicht einfach, was man mir vorsetzt Ich mache Vorschläge, es wird viel umgeschrieben. So war’s auch mit – wie hieß der? -Kevin…“ Griffin. Kopf von Better Than Ezra. „Danke. Wir haben viel geredet, bis ‚Testify‘ so war, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich schreibe keine Lieder, aber in gewisser Weise schreibe ich sie doch. Außerdem ist es lächerlich, immer nur die Songwriter zu loben, nicht die Sänger. Als würde man Robert DeNiro vorwerfen, dass er ,Raging Bull‘ nicht geschrieben hat. Anderes Beispiel: Elvis. Der hat’s ja auch zu was gebracht.“ Als geborenen Sänger sieht sich Meat aber auch nicht. „Ich muss mir den Arsch abarbeiten, um gut zu singen. Schauspielern fällt mir leichter. Beim Singen kommt’s mir vor, als wäre ich seit 25 Jahren auf dem College und hätte immer noch kein Diplom.“

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