Nell Bryden

„What Does It Take?“ fragt Nell Bryden ein bisschen provokativ auf ihrem ersten regulär erhältlichen Album. Die Sängerin/Songschreiberin aus New York ist schon seit Jahren in den USA und Europa unterwegs, bucht sich ihre eigenen Tourneen und hält sich ganz gut über Wasser. Für ihr aktuelles Album hatte sie ein recht komfortables Budget, weil sie auf dem Dachboden ihres Elternhauses ein Gemälde von Milton Avery fand und dafür viel Geld bekam. Was braucht es noch für eine Karriere? Eine Plattenfirma und viele Plattenkäufer. Ersteres hat Bryden mittlerweile. Die klassisch ausgebildete Sängerin und Cellistin schreibt und singt Country Soul mit Bluegrass und Blues-Elementen, klingt old timey und klassisch amerikanisch. Trotz Soul-Revival zu altmodisch für die Charts? Vielleicht. Aber eine schöne und musikvernarrte Platte hat sie allemal gemacht.

New York oder Nashville?

New York. Ich bin einer der wenigen Menschen, die tatsächlich dort geboren wurden (lacht). Jedes Mal, wenn ich in JFK lande, schlägt mein Herz ein bisschen schneller. Die Stadt ist meine längste Liebesbeziehung.

Johnny Cash oder Otis Redding?

Ich bevorzuge Otis‘ Stimme, aber Cash ist mehr mein Typ. Ich kann mich mit diesem Outsider-Ding bestens identifizieren. Ganz in Schwarz, mit einer Gitarre in einer fremden Stadt – das bin ich (lacht).

Allein oder zusammen?

Es ist vielleicht ein bisschen unpopulär, aber ich wähle das Alleinsein. Das bedeutet nicht, dass ich andere Leute nicht ausstehen kann – ich bin sehr gesellig. Aber ich hasse die Vorstellung, mit anderen zusammen zu sein, nur weil ich mich vor dem Alleinsein fürchte. Außerdem bin ich Einzelkind, vielleicht wird man dann so. Meine Mutter ist Opernsängerin, die früher viel auf Tournee war. Ich habe viel Zeit mit meinem Vater verbracht, einem eher introvertierten, nachdenklichen Kunstmaler. Das färbt ab.

Schicksal oder Zufall?

Ich schwanke ständig zwischen den beiden Begriffen, wähle aber das Schicksal. Wenn du ernsthaft davon ausgehst, in der Musikbranche Erfolg haben zu können, musst du schon an Fügung glauben (lacht). Nein, im Ernst: Ich denke, man muss sich entscheiden, die Zufälle des eigenen Lebens als Schicksal verstehen zu wollen und dann entsprechend handeln. Dann wird’s was.

Berg oder Tal?

Ein Teil von mir sagt sofort „Berg“, weil ich ehrgeizig bin und Herausforderungen liebe. Aber es ist auch schrecklich amerikanisch, immer alles bezwingen zu wollen. Außerdem ist es auch im Tal schön – es sind mehr Menschen dort. Und man hat es nicht so weit zum Ozean. Am Wasser fühle ich mich am wohlsten.

Paul McCartney oder John Lennon?

John. Ich liebe die Idee des aktiven Friedens, für die er stand. Und seine Songs sind auch toll.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates