Nits zur Linderung

Leugnen ist zwecklos: Diese Band stammt aus Europa, sogar das Festland kann man hören. Henk Hofstede ist auch gar nicht nach Leugnen zumute, Festland inklusive. Das war nicht immer so. Als der Holländer vor nun 26 Jahren die Nits gegründet hat, „orientierten wir uns noch sehr an englischen Vorbildern“. Vergessen, vorbei, „ich höre heute nicht mal mehr meine XTC-Platten. Und ich bin mir immer sicherer, dass es gut war, diese Gefolgschaft aufzukündigen.“ Nicht nur deshalb, weil sie den Blick auf Neuland verstellte, „mehr noch hat es mich gestört, dass der Britpop heute so widerlich patriotisch und borniert weiß geworden ist, traurig.“

Weit weniger traurig allerdings, dass jetzt den Nits mit ihrem neuen Album „Wool“ das Kabinettstückchen gelungen ist, unzweifelhaft wie eine europäische Band und dennoch nicht wie das Amalgam akribisch kompilierter und in die Lostrommel geworfener Folklorismen zu klingen. Was sie für die Experten natürlich erneut zum intellektuellen Trüppchen verkannter Genies macht, zu einem Bollwerk alter Werte. „Aber mich stören diese Prädikate auch gar nicht so sehr“, meint Hofstede, „immerhin ist das ein kleiner Deich gegen die ewige US-Invasion, die in den Fünzigern begann, als jedes Land seinen eigenen Elvis erfand. Seither haben wir eine Kultur der Imitatoren – und ein großes Problem.“ Und mit den Nits ein Gegengift, das zwar nicht unbedingt Abhilfe, aber Linderung offeriert. Nur England muss verloren gegeben werden: „Die lassen uns doch nur die Katzenklappe offen – und warten auf der anderen Seite mit dem Metzgerbeil.“

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