OKTOBER

So etwas darf nur der Hauptsponsor: Während die SPICE GIRLS für alle möglichen Konsumgüter (von KartofFelchips bis hin zu Fruchtlutschern) allenfalls ihre hübschen Visagen hinhalten müssen, geht der Deal mit „Pepsi Cola“ in eine ganz andere – musikalischere – Richtung. Die Supergirls des 90er-Jahre-Pop spielten im (Werbe-)Auftrag der Limonade-Brauer das bislang erste Live-Konzert in der knapp zweijährigen Karriere. Damit es nicht ganz so peinlich wird, entschieden sich die fünf Gewürznelken für Istanbul als Austragungsort, denn dort bekommen sogar Right Said Fred noch die Stadien voll.

Mittlerweile scheint das 70er-Jahre-Revival schon länger anzuhalten, als die 70er Jahre selbst gedauert haben. Als sich jedenfalls mit FLEETWOOD MAC in diesem Herbst eine weitere Band dieser Dekade mit müden Knochen aus der Rock-Gruft erhob, um im Rahmen eines MTV-Reunion-Spektakels noch einmal die alten Hits aufleben zu lassen, ernteten sie bei den amerikanischen Fernsehzuschauern eine Mischung aus musikhistorischem Halbinteresse, gepflegter Langeweile und erhöhter Zap-Frequenz. Ungerecht, eigentlich, denn es gab nette Details zu sehen:Lindsey Buckinghams eisig-bitterer Blick hinüber zu Stevie Nicks, Mick Fleetwoods frisch polierte Glatze und ein John McVie, der aussah, als habe er sich ganz zufällig von einer Grillparty ins Fernsehen verirrt.

„This one goes out to the one we left behind“: Mitten in den Arbeiten an dem neuen R.E.M.-Album warf Drummer Bill Berry überraschend die Stöcke hin. Berry, der 17 lange Jahre dem Quartett diente, hatte nach seiner lebensgefährlichen Erkrankung während der Tournee 1995 mehr und mehr die Lust verloren, den Rest seines Lebens einem aufreibenden Job bei einer der wenigen echten Supergruppen der 90er Jahre zu opfern. „Es hat uns ein paar Wochen gekostet“, kommentierte Gitarrist Peter Bück den jähen Verlust, „aber wir haben immer noch genug Zeit für das Album.“ R.E.M. wollen fortan mit Gast-Drummern arbeiten.

Andere haben Leichen im Keller, doch im Untergeschoß dieses Hauses wurden schier unschätzbare Aufnahme-Bänder vermutet. Denn anders ist zumindest der Run nicht zu erklären, der auf das „Big Pink“ Haus einsetzte, als es im Oktober in der Verkaufsliste einschlägiger Makler auftauchte. In dem Holzgebäude in der Nähe von Woodstock hatten Bob Dylan und The Band die legendären „Basement Tapes“ (und The Band später das Album „Music Front Big Pink“) aufgenommen. Doch trotz der immensen musikhistorischen Bedeutung von Big Pink und den vier Hektar Land dazu fanden sich für $150 000 keinerlei Käufer.

STEVIE NICKS – Kalifornischer Rock-Star der Siebziger; Superhit: „Don’t Stop“; blonde Sängerin mit weiblichwallendem Klamottenstil; sang über ihre traumatischen Beziehungskrisen mit den anderen Bandmitgliedern, denen sie bei der MTV-Reunion böse Blicke zuwarf.

GWEN STEFANI – Kalifornischer Ska-Punk-Star der Neunziger; Superhit: „Don’t Speak“; hellblonde Sängerin mit Skate-Girl-Klamottenstil; singt meist über ihre traumatische Beziehungskrise mit dem Bassisten der Band, dem sie in MTV-Videos böse Blicke zuwirft.

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