Olga Grjasnowa – Cool, urban, barfuß

Die vielgereiste Schriftstellerin Olga Grjasnowa hört am liebsten Bildungs-Punk

Foto von Gregor Hohenberg

Während meiner Zeit in Hessen bin ich mit Punk groß geworden. Viele meiner Freunde waren damals Punks. Durch meine Mutter habe ich sehr viel Klassik gehört. Sie unterrichtet Orgel und Klavier. Aber irgendwann findet man heraus, dass es noch mehr gibt als nur Klassik oder Punk, und so bin ich zu Patti Smith gekommen. Das Cover zu „Banga“ ist super-urban – als ob Patti Smith noch einmal cool sein will. Ich mag ihre Mütze und ihr Profil. Irgendwie sieht sie auch ein bisschen nach HipHop aus.

Die Cover-Version von „Smells Like Teen Spirit“ war das Erste, was ich von Patti Smith gehört habe. Als ich vor dreieinhalb Jahren nach Berlin kam, drehte eine Freundin von mir gerade einen Kurzfilm und verwendete darin diesen Song. Ich habe damals in Schöneberg gewohnt, in der Fuggerstraße, da bei der Lack-und-Leder-Fraktion. Ein halbes Jahr später kam ich dann nach Tel Aviv und habe wieder „Dancing Barefoot“ gehört. Tel Aviv hat diesen ewig langen Strand, wo es viel zu heiß ist, um barfuß zu tanzen. Man muss mit Schuhen an den Strand gehen und dann schnell ins Wasser rennen. „Dancing Barefoot“ steht für mich für das unverbindliche Lebensgefühl in jenem Sommer in Israel. Ich war verliebt, die Sonne schien, und meine Wohnung war zwei Minuten vom Meer entfernt. Nur die Mitbewohner waren schlimm.

Demnächst gehe ich mit einer Freundin zu einem Patti-Smith-Konzert. Das ist meine gutbürgerliche Bildungsreise. Lehrer holen sich ein signiertes Buch von Günter Grass, ich gehe eben zu Patti Smith.

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