Ozzfest

Unter der Schirmherrschaft Ozzy Osbournes spielt die zweite und dritte Garde des metallverarbeitenden Gewerbes zum fröhlichen Kopfschütteln auf: ewige Geheimtips (Primus, unterstützt von einem zu allerlei Solo-Späßchen aufgelegten Buckethead), einstmals Große, die noch von vergangenen Schandtaten zehren (Slayer), und viele junge Wilde (die agilen, Korn-beeinflussten Godsmack; die thrashigen, aber durchaus melodiösen Fear Factory mit dem Double-Bass-Desperado Raymond Herrera; und die optisch wie stimmlich voll überzeugende Damencombo Drain). Wirklich erste Liga sind nur der Industriemetaller Rob Zombie, der es fertigbringt den ganzen Abend lang einen einzigen Song zu spielen und trotzdem nicht zu langweilen, und natürlich Black Sabbath.

Am selben Wochenende lief ja die abermalige Woodstock-Reanimation, aber das war weit weg im Osten. Rob Zombie meinte denn auch, er müsse zunächst mal eine Message loswerden, bevor er weitermachen könne, eine Message so kurz und so schlicht wie seine Songs: „Fuck Woodstock!“ Nun, die Beteiligten gaben sich dennoch Mühe, ein bisschen vom archaisch-anachronistischen Open-air-Geist zu retten. Da wurden Weihefeuerchen entzündet zu Ehren des Donnergottes, da riss man Soden aus dem kurzgeschnittenen Rasen und warf sie sich an den Kopf.

Die „L. A. Times“ schrieb am Montag darauf, Sabbath beschlossen den Abend mit einem lauten Knall, sowohl musikalisch als auch pyrotechnisch. Letzteres stimmt, ein hübsches Feuerwerk erleuchtete die warme kalifornische Nacht; ersteres ist eine schamlose Lüge, wie denn auch immer gelogen wird, wenn es um den „Madman“ geht Man mag das Denkmal nicht stürzen, sonst hätte man es längst irgendwo gelesen: dass nämlich die Konzerte dieses knieweichen, nach vorn gebeugten, stotternden, die immergleichen Phrasen psalmodierenden und sich nurmehr in kleinen Opa-Schritten bewegenden Mannes schon seit Jahren zur Lachnummer geraten.

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