Prince: „Ordnung und Wahrheit“

Prince mag für Pop stehen, seine Erdung in Funk und Soul hat er jedoch nie verloren. Weshalb ihm manche alte Helden bis heute nahe stehen.

Es gibt einige Musiker, deren Andenken Sie ganz besonders in Ehren halten. In Ihrem Song „Musicology“ werden etwa James Brown, Sly Stone und Earth, Wind & Fire ausdrücklich zitiert. Stevie Wonder und Jimi Hendrix dürften weitere Kandidaten sein…

Prince: Ja, in Ehren halten ist der richtige Ausdruck. Das sind alles Leute, für die ich den allergrößten Respekt empfinde.

Sie sind aber nicht nur ein Traditionalist, sondern wurden immer auch als Erneuerer verstanden, der die Popmusik bis zum heutigen Tag wesentlich beeinflusst hat. Sehen Sie sich selbst denn eher als Traditionalist oder als Neuerer?

Prince: Mmmh, das ist eine schwierige Frage. Ich glaube an Ordnung und Wahrheit.

Das klingt nach den guten alten Werten des Musikerhandwerks…

Prince: Nun, ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wenn ich an meinem Keyboard einen Rhythmus einstelle und dazu eine paar Töne spiele, wer bestimmt dann wen? Beherrsche ich das Instrument oder werde ich durch das Instrument bestimmt? Dann bestimmt das Instrument den Musiker.

Prince: Ganz genau. Mit einem echten Schlagzeuger hingegen ist das etwas völlig anderes. Er kann all diese Rhythmen ebenfalls reproduzieren, ist aber keine Maschine, sondern besitzt Ausdruck und eine Seele. Eine Rhythmusmaschine ist dagegen nur ein Werkzeug.

Vermissen Sie diese Seele in der heutigen Musik? In „Musicology“ heißt es etwa: „Wish I had a dollar 4 every time they say: ‚Don’t u miss the feeling music gave ya back in the day?“‚

Prince: Diese Textzeile richtet sich an die Leute, die schon etwas älter sind. Ich selbst verbringe übrigens sehr viel Zeit mit Leuten, die älter sind als ich. Von ihnen kann ich etwas lernen, und ich bin immer daran interessiert, Weisheit zu gewinnen.

Werden Sie selbst nostalgisch, wenn Sie Musik aus früheren Zeiten hören? Prince: Ja, ich denke, dass es Musik gibt, die solche Gefühle auslösen kann. Ein Stevie Wonder oder ein Marvin Gaye in den sechziger und siebziger Jahren, das war schon etwas Besonderes.

Gibt es in der jüngeren Musik etwas, das Ihnen gefällt?

Prince: Andre 3000 und D’Angelo machen sehr gute Sachen. Alicia Keys ist ebenfalls gut.

Wie sieht es zum Beispiel mit Missy Elliott aus?

Prince: Ich mache mir nicht so viel aus HipHop.

Ihre Texte mögen inzwischen zwar ohne explizit sexuelle Ausdrücke auskommen, aber Ihre Musik ist nach wie vor sehr funky, sexy und mit erotischer Spannung geladen. Ist das ein Widerspruch?

Prince: Nein, ich kann nichts Falsches daran erkennen, gefühlvolle und suggestive Musik zu machen. Das ist doch nicht anstößig (lacht).

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