Ralf „Bummi“ Bursy: Der Jon Bon Jovi der DDR ist tot

Eine Ost-Berliner Musikkarriere zwischen Hardrock-Covern, stürmischen Liebesliedern und auftoupierten Strähnchenfrisuren

Nach schwerer Krankheit verstarb in Berlin der Sänger und Produzent Ralf Bursy, der auch unter seinem Pseudonym „Bummi“ auftrat, im Alter von 66 Jahren. Das bestätigte seine Ehefrau gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Bursy war ein zeitweiliger Mädchenschwarm der Ära Honecker. Ab 1977 bespielte der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur das Feld zwischen Herz-Schmerz-Ballade und Losgeh-Rockern. In seiner großen Zeit als Solist mit dem 1986er-Hit „Eh´ die Liebe stirbt“ trug er toupierte Walle-Haare mit hellen Strähnchen. Mit weißer Fliege und Ledersakko brachte Bursy ein wenig Westcoast-Flair nach Aue oder Stralsund.

Seine Bands Regenbogen, Keks und Prinzip sind in der alten Bundesrepublik eher unbekannt geblieben. Regenbogen etwa ging 1977 aus einer Ost-Berliner Schülerband hervor, die Rockklassiker von Deep Purple oder Uriah Heep nachspielte. Schon damals der Hang zu Emo-Songs mit Titeln wie „Du machst mich verliebt“. Die Band durfte 1978 beim Nationalen Jugendfestival der DDR auftreten und auch beim staatlichen Schallplattenlabel Amiga veröffentlichen.

Nach dem Wechsel zu Keks (1979 bis 1981) wurde das musikalische Spektrum mit Songs wie „1.000 Tage nach der Kindheit“ etwas experimenteller. Die Nachfolge-Formation Prinzip, wo Bursy vier Jahre lang am Mikrofon stand, spielte eine ungefährliche Version des Hardrock. Auf dem Cover des Albums „Wir reiten im Sturm“ präsentiert sich das Quartett in roten Lederjacken und Schnäuzern. Ein Song heißt „Wo ist dein Verstand“ geblieben. Ralf Bursy spielte hier auch Akustikgitarre.

Ab 1986 dann die Solokarriere, in der auch sein eigenwilliger Künstlername „Bummi“ etabliert wird. Im Studio und auf der Bühne lässt er sich von einem avancierten Softrock-Quintett begleiten. Sein Solo-Album „Wind im Gesicht“ von 1987 verkaufte sich 100.000 mal in der DDR, auf der Nachfolger „Irgendwo“ (1989) wurde zum Erfolg.

Die Wende kam, und „Bummi“ blieb ein Ost-Phänomen. Nach dem dritten Album „Schick mich auf die Reise“ versandete seine Bühnen-Karriere. Der Sänger wechselte hinters Mischpult, er produzierte und komponierte für IC Falkenberg, P.M. Sampson oder Veronika Fischer. Für Nena und Puhdys-Bassist Harry Jeske wirkte er bei deren Kinderlieder-Serien mit. Zuletzt hatte sich Bursy komplett aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Er pflegte die Freundschaften mit den alten Musiker-Kollegen beim Skat-Spiel und kümmerte sich um seine Berliner Modeläden, die nebenbei etabliert hatte.

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