Reisen im Kopf: Keziah Jones

Keziah who? Ja, schnellebig ist das Pop-Geschäft, da kommen einem drei Jahre fast wie eine Ewigkeit vor. Die Protektion von Lenny Kravitz und ein anständiges, als Geniestreich verklärtes Debüt („Blufunk Is A Fact“) reichten aus, um ihn aus dem Stand als this year’s model zu etablieren. Die Story des Industriellen-Sohnes aus Nigeria, der der dicken Brieftasche seines Vaters und einer Elite-Ausbildung zugunsten eines Lebens als Strassenmusiker in London und Paris die kalte Schulter zeigte, wollte (fast) jeder.

Den Erwartungen in dieser Zwickmühle und den Zuweisungen der Industrie, die schwarze Musiker „als nicht sehr tiefgründig darstellen“ wollen, setzt er auf seinem neuen Album „African Space Craft“ eine auch musikalisch radikalere Abstraktion entgegen, die sich notgedrungen stärker aus Innenwelten speist „Ich mußte meine Arbeitsstruktur ändern. Denn all die Quellen, die ich vorher angezapft hatte, waren nicht mehr da. Aber heute muß ich nicht mehr stundenlang für eine Idee durch die Gegend wandern. Gedanken sind überall.“ Doch African Space Craft“ erschöpft sich nicht im nostalgischen Afrozentrismus-Trip. In bester George-Clinton-Tradition riskiert Jones vielmehr „einen futuristischen Blick“ auf die alte, fremde Heimat, der „die Paradoxien und die Entfremdung“ des Exil-Daseins aushält. „Wenn du als Afrikaner einmal weggegangen bist, kannst du nie wieder richtig dahin zurückkehren. Die Daheimgebliebenen werden dich das spüren lassen. Also muß man einen Platz in seinem Kopf finden, um diese Reisen machen zu können.“

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