2,5 Natasha Bedingfield N.B.

Schon das erste Album von Natasha Bedingfield saß zwischen den Stühlen, und das mit voller Absicht. Die in Neuseeland geborene Londonerin präsentierte „Umvritten“ nicht im Sinne Natalie Imbruglias und ähnlicher Damen, sondern setzte nicht selten bewusst auf RcVB-Sounds US-amerikanischer Fasson. Schon bei der ersten Single, dem tollen „These Words (I Love You, I Love You, I Love You)“ war klar, dass man es mit einer Sängerin zu tun hatte, die wohl mit HipHop-Beats und Sample-Kuilssen liebäugelte, aber in puncto Songwriting eher auf klassischem Terrain zu Hause war und obendrein ein gutes Gespür für genuine Ideen und überraschende Momente hat.

Mit „Unwritten“ und später dem geigenverliebten „I Bruise Easily“ stellte die Schwester von Daniel Bedingfield („Gotta Get Through This“) dann klar, wie früh vollendet die damals gut 20-Jährige bereits war. Souveräne Hooks, Lieder mit erstaunlich viel Inhalt, dazu das charmant hippelige Timbre – Bedingfield ist ein Ausnahmetalent im Pop-Tagesgeschäft, das wusste man gleich.

Nun ist Bedingfield, die tatsächlich auch Zutritt zum US- amerikanischen Markt erhalten und sechs Millionen Platten verkauft hat, in L.A. wohnhaft und hat einige ihrer Tugenden leider in London gelassen. Sicher hat „N.B.“entzückende Lieder, allen voran das schmachtend romantische und toll in Szene gesetzte „Soulmate“. Auch das auf einem kleinen Gitarren-Lick stehende „Say It Again“ ist akzeptabel. Und dann ist da noch die erste Single „I Wanna Have Your Babies“ („I wanna have your babies / See them springing up like daisies /Oops, did I say it out loud?“), ein charmantes Schmunzellied über ihre Vorstellung von Zweisamkeit mit Worten, die zur normalen Korpulationslyrik der R&B-/HipHop-Charts ein angenehmes Gegenstück bilden.

Doch insgesamt muss man nach der Besonderheit dieser besonderen Sängerin auf “ N.B.“ länger suchen, weil das Produktionsdesign jetztgarnicht mehr britisch ist und auch die Melodien sich allzu oft in all den üblichen Rhythmus-Kaskaden verlieren—, so mag man das ja in den USA. Gern! Aber nicht von der Bedingfield, die ihre oben genannten Stärken mit dieser Konzession aufs Spiel setzt. Doch noch sind Zettel im Bonusheft: „Pirate Bones“, ,^Wlio Knows“ und das großherzige „Still Here“ haben unter den keimfreien Arrangements weit mehr kompositorische Substanz als das meiste sonst an diesem Markt angebotene Material, und so wäre Natasha Bedingfield also ein Kuckucksei im Nest des Feindes. Gefährliches Spiel! (SONY BMG)

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