3,0 Money Mark Brand New By Tomorrow

Glück und Kunst: ein unüberwindbarer Widerspruch? Sogar Springsteen murkste nur sämige Langeweile, als es ihm an der Seite von Scialfa zu gut ging, „Human Touch“. Mark Ramos-Nishita, für garagige Honorar-Keyboards zum vierten Beastie Boy befördert, litt bei diesem Album nun auf der anderen Seite des bösen dualen Systems. Er wurde verlassen, und er nahm den Herzbruch und sein beängstigendes Gefühlswirrwarr aus Wut und Verständnislosigkeit und Selbstmitleid mit in den Schaffensprozess. „Das war das Härteste, was ich jemals getan habe“, resümiert er danach seine Selbsttherapie. „Einige Songs habe ich in einer einzigen Sitzung fertig bekommen, aber diese Sitzung war eine lange, finstere Nacht.“

Und dennoch, das Licht am Ende des Tunnels durchsonnt schon jeden der im Dunkeln entstandenen Tracks. „Life is made up of all that you lose, can’t even choose the color of your blue“, erkennt der Multi-Instrumentalist bereits im Opener, einem Pop-Kleinod mit Grillenzirpen am Anfang, mit Melodika und Doppelvocals. das etwa JAZZ von Klaus von Seckendorff

auf „Abbey Road“ kein Fremdkörper wäre. Trug Surfmeister Jack Johnson, auf dessen Brushfire Records die Platte erscheint, zu ihrer wundersamen Leichtigkeit bei? Am aufgedrehten Funk der ersten Single, „Pick Up The Pieces“, schrieb er sogar mit, und im Video dazu albern Menschen mit Ortsschildern herum. Mark, der Sympath mit drolligem Jackie-Chan-Gesicht, jedenfalls weiß, wo er ist und wo er hin will. Die Melancholie umarmt er mit fast fröhlich klingendem Gleichmut.

Nur „Radiatc Nothing“ dokumentiert den Zorn des Weggestoßenen. „Diese Nummer fängt den Moment ein, in dem ich Vergebung noch nicht mal in Erwägung ziehen konnte“, sagt Mark — und unterlegt die bitteren Worte mit einem gelassen pulsenden Reggae-Rhythmus. Dass er und Produzent Mario Caldato vereinen konnten, was unvereinbar scheint, emotionale Krise und musikalische Experimentierfreude zwischen Groove und Melodie, ließ ihn alles mit heiler Seele überstehen. Doch es ist auch gerade diese transzendierende Kraft des Künstlers, die verhindert, dass alle Lieder unter die Haut kriechen. Aber wir freuen uns für ihn. (BRUSHFIRE RECORDS/UNIVERSAL)

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