A. J. Croce – Early On

Neuerdings ist er ja bekennender und praktizierender Beatles-Fan mit einer auf „Adrian James Croce“ nicht zu überhörenden Schwäche für „Magical Mystery Tour“, das Weiße Album, „Golden Slumbers“ und „While My Guitar Gently Weeps“. Dazwischen verbeugte er sich dort auch mal in Richtung Elvis Costello und Buddy Holly. Das costelloeske „Don’t Let Me Down“ war letztes Jahr sogar ein kleiner Hit für ihn in den amerikanischen Top 40!

Inspirieren ließ sich der Junior gern und oft – nur von den Besten, wohlgemerkt. Soviel Klau bei Lowell George und Little Feat der „Dixie Chicken“-Phase wie bei seinem „Sign On The Line“ war selten. Mit Cooder, Keltner, Wachtel im Studio war das einer der musikalischen Ausflüge nach New Orleans, die ihm schon anläßlich seines Debüts völlig passende Vergleiche mit Dr. John und Randy Newman, nicht zuletzt auch mit Ray Charles eingetragen hatten. In seinen sentimentalsten Momenten schreibt er auch mal Balladen a la Stevie Wonder wie „Checkin‘ In“, bei denen er sich von einem kompletten Streichquartett begleiten läßt. Da hat er keinerlei Berührungsängste. (Stevie Wonder war wohl einiges mehr noch als Vater Jim in der Jugend ein Idol für ihn.) Um jetzt keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Als Epigonen kann man A. J. Croce zuallerletzt bezeichnen. Dieser Mann ist eigentlich eine leibhaftig wandelnde Music Box, und das meine ich als höchstes Lob. Der Spagat zwischen Rockabilly und Jazz gelang ihm so elegant wie mühelos. In letzterem Idiom waren „I Meant What I Said“ und „Maybe I’m To Blame“ auf dem zweiten Album „That’s Me In The Bar“ so staunenswerte Kabinettstücke, daß man das Fehlen der ersteren Aufnahme auf dieser Retrospektive nur bedauern kann. Dafür fehlt wenigstens nicht „I Confess“, so ziemlich die wunderbarste Randy-Newman-Hommage, die ich je gehört habe. Das von T-Bone Burnett, Joe Henry und John Simon betreute Debüt war auf dem Private Music-Label noch bestens aufgehoben, weil eine Mischung aus Jazz/Blues-Standards und sieben Eigenkompositionen, bei denen man den Eindruck gewinnen konnte, daß dieser junge Mann erfolgreich die Dr. John/Leon Russell-Schule absolviert hatte. „I Found Faith“ war eine von Croces besten frühen Kompositionen und taucht darum wie die Cover-Version von „He’s Got A Way With Women“ zu Recht auf dieser Nachlese auf.

Zu richtig großer Form lief er dann beim von Jim Keltner produzierten Folge-Album auf. Weshalb hier gleich neun von dem Dutzend Aufnahmen für „That’s Me In The Bar“ zu hören sind, auch das an den jungen Randy Newman und seinen größten Fan damals, Alan Price, erinnernde „She’s Waiting For Me“, das von denselben inspirierte „Music Box“, das an die großen Jahre von Sun Records erinnernde „Callin‘ Home“ (Cooder auch hier in Hochform) und die fabelhafte Säuferballade „Night Out On The Town“. Seinen besten Ray Charles gibt er als erklärter Fan bei „Maybe I’m To Blame“, weshalb das hier auf keinen Fall fehlen durfte. Besagtes „I Confess“ sowieso nicht.

Spätestens beim dritten Album, dem 1998 erschienenen „Fit Tu Serve“, von dem sechs der achtzehn Aufnahmen dieser Retrospektive stammen, hatte er dann Elvis Costello entdeckt. Dem ist eindeutig „Nobody Else“ geschuldet. Einen der besseren Songs zum Thema one night stand schrieb er dafür mit „Lovers Serenade“ („I thought lt was love/ It must have been whiskey…“). Zu den etwas bizarren (Anti-)Liebesliedern dieser Platte gehörte auch „Texas Ruby“, bei dem er – die Rolle eines schüchternen 17jährigen spielend – die gleichnamige Stripperin in New Orleans trifft und bemerkt: „It was nothing but a string bikini/ That was underneath them old blue jeans/And her t-shirt was soaking wet/ It’s only natural that the woman would sweat“. Er hat nie vergessen, was sie dann mit ihm machte… Keinerlei Liner Notes, keine Songtexte, aufgelistet sind nur Begleitmusiker und Produzenten. Aber wer die frühen Platten bei der Erstveröffentlichung verpaßte, sollte sich mal mit dieser sicher von ihm handverlesenen Auswahl beschäftigen. Dabei findet man dann auch unschwer raus, wo auch schon mal Tom Waits der musikalische Geburtshelfer war.

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