ABC – Traffic :: Typischer Sound, kaum noch Glamour: Die Briten wiederholen sich

Wieder mal eine dieser großen Fragen: Darf eine Band sich selber treu bleiben oder muss sie ihre Musik permanent weiterentwickeln? Im Rock tendiert man zum Konservieren eines trademark sound, während im Pop eher die stetige Neuerfindung gefragt ist. Und ABC waren 1982 der Inbegriff des Pop: Jung, glamourös und gescheit flirteten Sänger Martin Fry und seine Mitmusiker mit den ganz großen Gefühlen. Das Debüt „Lexicon Of Love“ gilt noch heute als Klassiker. Da war das Nachfolge-Album „Beauty Stab“ mit seinem Hardrock-Gitarren-Matsch eine herbe Enttäuschung. Dabei wollte die Band doch nur das Pop-Prinzip umsetzen und sich neu erfinden. Mit „How To Be A Zillionaire“ wurde dann tüchtig zurückgerudert. Seitdem klingen ABC-Platten so, wie sie eben immer klangen. Viel Redundanz, wenig Gefühl und kaum noch Glamour. „Traffic“. das in England schon im April in die Läden kam, hat natürlich auch wieder diesen typischen Sound, für den ja schon Martin Frys unverwechselbare Stimme sorgt. Produziert hat Gary Langan, der auch schon den Sound von „Beauty Stab“ zu verantworten hatte, vielleicht ist der Opener „16 Seconds To Choose“ deshalb so rockig ausgefallen. Die Gitarre wird gern mal in den Vordergrund gemischt, aber es gibt auch so hübsche Pop-Nummern wie „The Very First Time“, eine Reminiszenz an „The Night They Murdered Love“.

Überhaupt klingt hier vieles nach den guten alten Zeiten. „Way Back When“ imitiert sogar den damals so beliebten Gitarren-Sound von Nile Rogers.

Die Songs von „Traffic“ gehen ins Ohr, das schon, aber sie variieren nur die Themen der alten Liebeslieder, als würden ein paar Bausteine immer wieder neu zusammengesetzt. Das lässt sich durchaus hören, zumindest nebenbei. Aber es bleibt eine Leere und auch eine gewisse Traurigkeit. Als wäre einem die große Schulhof-Liebe plötzlich in der U-Bahn begegnet – 25 Jahre später.

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