Aimee Mann – @#%&*! Smilers

Als Aimee Mann vor drei Jahren „The Forgotten Arm“ veröffentlichte, kam das einer Flucht nach vorn gleich. „Bachelor No. 2“ war 2001 ein Befreiungsschlag gewesen, ein Triumph über die Industrie, mit dem Mann ihren Willen erfolgreich durchsetzte. Doch schon das zweite Album nach dem Neuanfang. „Lost In Space“. wirkte etwas schal, weil der Überraschungseffekt fehlte. Alle, die eben noch gejubelt hatten, wurden unsicher. War das alles? Hatte man zu früh gelobt? Natürlich schrieb Mann gute, ehrenwerte Lieder, doch die Begrenztheit dieser nasalen Stimme und des unterkühlten Vortrages verdarben einem den Spaß.

Auftritt „The Forgotten Arm“. Zusammen mit Joe Henry nahm Mann 2005 ein Konzeptalbum über einen drogenabhängigen Vietnam-Veteranen auf. Die andere Band, der neue Produzent, die Perspektive des beobachtenden Erzählers – all das führte zu einer tatsächlich anderen Platte, die den Weg aus der drohenden Sackgasse wies.

Wie wichtig dieser Schritt war, wird auf „@#%&*! Smilers“ deutlich. Mann versöhnt auf dieser Platte die Errungenschaften der letzten drei Alben mit ihrem Solowerk vor „Bachelor No. 2“ und gewinnt etwas von der Nahbarkeit zurück, die einst „I’m With Stupid“ ausgezeichnet hat. Gleich das erste Lied, „Freeway“, erinnert an „That’s Just What You Are“, Manns Hit von 1995. Damals erlaubte Mann sich noch ein bisschen Niedlichkeit, landete auf einem „Metrose Place“-Soundtrack – und nahm so mir nichts, dir nichts jene Art von female pop music vorweg, die schon kurze Zeit später zum Standard geworden war.

Das Produktionsdesign von „@#%&*! Smilers“ ist dabei gar nicht großartig anders. Noch immer folgen die Trommeln, Streicher und vielen Synthesizer jener 70s-Ästhetik. die Mann für „Bachelor No. 2“ entwarf. Aber die elektrischen Gitarren, sonst von Leuten wie Jon Brion so prominent wie geschmackvoll angeordnet, fehlen.

Mann vertraut auf dieser Platte nämlich ihrer akustischen Gitarre, die deutlich hörbar an der Basis steht. Die relative Zärtlichkeit von Songs wie „Looking For Nothing“, „It’s Over“ und „True Believer“ (mitgeschrieben von Grant-Lee Phillips) ist diesem Umstand zu danken. Sie tut gut, weil Mann eben nicht mehr so clever wirkt und bitter und böse, sondern mitfühlend, ihren Charakteren – natürlich allesamt Verlierer und Menschen mit viel Mühe im Leben-sensibel nachspürend. Aimee Mann, die sich mit dieser Platte auf hohem Niveau rehabilitiert, merken wir uns ab jetzt wieder so: als famose, musikalisch wie lyrisch beeindruckende Songschreiberin. an der man keinen Zweifel haben muss.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates