alternativen

Fugazi

The Argument

Wer hat damals nicht mitgesungen, als „I am a patient boy/ 1 wait I wait I wait I wait“ in jeder Indie-Disco lief. Das war Ende der 80er Jahre, doch die Band – mitsamt eigenem Label und eigenem Management gibt es immer noch. Das Zusammenspiel der beiden Gitarristen Ian MacKaye und Guy Picciotto mit der Rhythmusgruppe Joe Lally/Brendan Canty war schon immer perfekt, und feurig emotionale Protestsongs haben sie auch früher schon geschrieben. Aber dass sie nach einer leicht orientierungslosen Experimentier-Phase ein derart kompaktes, gleichwohl vielseitiges Alterswerk hinlegt, war nicht zu erwarten. „Cashout“ ist bester Emo-Core, „Life And Limb“ eine sanft melodische Perle, „The Kill“ elegisch und meditativ, und der Titelsong ein kraftvoller, würdiger Abschluss einer der besten Rock-Platten dieses Jahres. 4,0

Spokane

The Proud Graduates (JAGJAGUWAR/CARGO) Das ehemalige Nebenprojekt des Drunk-Sängers Rick Alverson ist nunmehr zu seiner Hauptbeschäftigung geworden. Gehörte seine frühere Band schon zu den ruhigeren Vertretern, so legt die jetzige noch einen drauf: Die ersten Töne erinnern sofort an Tim Buckleys „Song To The Siren“, das Tempo ist langsam, und zum rauen Hauch seiner Stimme schleichen nur ein paar einsame Töne von Gitarre, Cello und Glockenspiel verstohlen vorbei. Und auch in etwas lebhafteren Momenten bleibt die Musik so unirdisch fragil und zart wie die ersten Schneeflocken. 4,0

Gay Dad

Transmission (B-UNIOUE/EFA) Die Teilnehmer der ersten „Rolüng Stone Roadshow“ schienen vor einer großen Karriere zu stehen. Jetzt sind sie auf einem kleinen Indie-Label gelandet, was ihren Pop-Qualitäten allerdings keinen Abbruch tut. Auch ohne aufwändige Produktion überzeugen die Londoner mit gefühlvoll melodischen Songs und euphorischem ZusammenspieL Manches erinnert an die Stones zu „Let It Bleed“-Zehen, und die gut dosierten Schweinerock-Passagen stören dabei ganz und gar nicht 3,5

LesSavyFav

Go Forth (SOUTHERN/EFA) Unter den vielen Kindern von Fugazi und Bad Religion, die mit dem Etikett Emo-Core leben müssen, ragt die Band aus Brooklyn schon deshalb heraus, weil Sänger Tim Harrington nebenbei Synthesizer spielt. Zwar werden die vorsintflutlichen Klänge dieses Instruments von jubilierenden Gitarren weitgehend zugedeckt, doch wenn die Band plötzlich krachende Reggae-Grooves einstreut, erinnert sie unweigerlich an frühe Punk-Tage, als das Genre noch offen für alle möglichen Einflüsse war. So hält man die Konkurrenz auf Distanz. 3,5

The Ladybug Transistor

Argyle Heir . pointy/cargoi Nochmal Brooklyn: Im Booklet präsentiert sich das Sextett in rosarotem Hippie-Outfit, doch musikalisch hat eindeutig ihr Nachbar Stephin Merritt (alias Magnetic Fields usw.) Pate gestanden, wobei dessen Minimausmus hier mit einer Extra-Portion orchestralem Schönklang ausgeschmückt wird. Auch im Vergleich mit ihren früheren Alben ist dies Tin Pan Alley pur – Eskapismus made in New brk. 3,5

Half handed Cloud

Learning About Tour Scale (SECRETLY C A N A D I A N / C A R G O ) Hier dominiert die akustische Gitarre des Projektleiters John Ringhofer, und seine zahlreichen Helfer bedienen ihre Instrumente ebenso analog. Das Ergebnis erinnert erstmal an verschrobene Songwriter vom Schlage Syd Barrett oder Daniel Johnston, doch bei 24 Liedern in 25 Minuten denkt man gleichermaßen an den Stil der Residents: Ist das Wesentliche gesagt, bleibt für Emphase keine Zeit. 3,0

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