Alternativen von Michael Ruff
In die Singer/Songwriter-Kiste wollte BARBARA MANNING nie so recht passen. Trotz unzweifelhaft vorhandener Talente – ihre Vorlieben für elektrische Gitarren und avantgardistische Klangexperimente sorgten stets für ein widersprüchliches Bild. Unter dem Titel „Barbara Manning Sings With The Original Artists“ gibt es nun ein Album, das sie (mit einer Ausnahme) als Interpretin fremder Songs vorstellt. Dabei gibt es keine Sammlung von Lieblingsliedern zu hören, sondern Stücke aus der Feder von Stuart Moxham (fünf), Jon Langford (zwei) und Lora Logic (eines) markante Namen aus der britischen Independent-Szene der frühen Achtziger. Moxham, ehemals Young Marble Giants, hat seinen minimalistischsanften Stil behalten und gibt der San-Franziskanerin Gelegenheit, mit weichster Mädchenstimme ein bißchen Unschuld vorzuspielen. Auch bei den etwas kräftigeren Langford-Songs klappt das vorzüglich, lediglich der Nachtclub-Klassiker „Cry Me A River“ wirkt in dieser heimeligen-lasziven Atmosphäre etwas deplaziert (Normal/Indigo). 4,0
Donna Dresch spielte ihren Bass schon bei Dinosaur Jr. und den Screaming Trees. Ihre eigene Band firmiert nun unter dem genialen Namen Team Dresch und legt sofort das erste Album vor. Die zehn Songs von „Personal Best“ sind zwar schon nach gut 24 Minuten vorbei, aber das soll bei der Beurteilung ebensowenig eine Rolle spielen, wie die betont gleichgeschlechtlichen Neigungen der vier (weiblichen) Bandmitglieder. „Freewheel“ oder „Fake Fight“ gehören schon jetzt zu den größten High-Speed-Ohrwürmern des Jahres: Bangles treffen Hole und umgekehrt (Naptime-Import). 4,0
Kürzlich befragt nach seinen persönlichen All-Time-Top-10, setzte der Techno-Pionier Alex Empire von Atari Teenage Riot „The Image Has Cracked“, das Debüt-Album von Alternative TV aus dem Jahr 1978, auf Platz eins. Nicht nur ihn wird die Neuigkeit erfreuen, daß ATV-Gründer MARK PERRY noch heute als Band-Chef agiert und auch ein neues Album veröffentlicht hat. Natürlich sind, das weiß auch er, die grandiosen Free-Punk-Exkursionen von früher nicht zu wiederholen. So unternimmt Perry auf „My Life As A Child Star“ auch nicht den geringsten Versuch, irgendeiner Low-Fi-Bewegung nachzueifern. Primitivistische Gitarren-Songs wie „Reflections Of A Strange Existance“ sind nichts anderes als private Mitteilungen an einen eingeschworenen Fan-Kreis – wer hören will, muß fühlen. (Overground/Semaphore) 3,0
Aus der Asche von Beat Happening entsteigen die HALO BENDERS. Calvin Johnson, der Mann mit der ungeübt sonoren Lee Hazlewood-Stimme, hat als prominentestes Mitglied seiner neuen Band den Produzenten und Multi-Instrumentalisten Steve Fisk engagiert. Johnsons Hang zum Minimalismus kommt somit auf „God Don’t Make No Junk“ längst nicht so dominant zur Geltung, doch das musikalische Gegengewicht scheint noch nicht ganz ausformuliert. Ein guter Erstversuch mit Hoffnung auf weitere Großtaten (K/Semaphore). 3,0
Als Gun Club-Entdecker und Produzent von „Tire Of Love“ hat sich CHRIS O. (vulgo: Desjardains) einen guten Namen gemacht. Als Lyriker und Frontmann der Flesh Eaters (sowie Divine Horseman) blieb er Underground-Tip. Auch auf seinem Solo-Debüt „Love Cannot Die“ dreht sich alles um Blut, Weiber und Whiskey, doch ist seine kratzige Veteranen-Stimme hier etwas variabler verpackt als im strikten Band-Format werden alte Probleme gelöst. Brufords hypersalsvoll wie ein Italo-Western – in der Punk-Version, versteht sich (Sympathy/Fire Enginge). 3,0
Zehn Songs von HELMET sind auf dem Album „Born Annoying“ versammelt. Die Stücke aus der Zeit von 1989 bis ’93 sind brutaler als die von „Betty“ – aber nicht weniger durchdacht (Amphetamine Reptile). 3,5