Alternativen von Michael Ruff
Kenner sind sich einig: Das Genie hinter den Beasts Of Bourbon hieß KIM SALMON. Da nun die Welt aber anders funktioniert, findet sich Ex-BoB-Frontmann Tex Perkins mit The Cruel Sea derzeit auf ihrer Sahneseite wieder. Gegen soviel Sex-Appeal kommen der (in diesem Bereich nicht ganz ungefährliche) Gitarrist Salmon und seine Begleiter, die Surrealists, mit „Kim Salmon & The Surrealists“ (Glitterhouse/EFA) schwer an. Zwar bringt niemand sonst die laszive Komponente des Rock’n‘ Roll so herrlich auf den Punkt, doch sind seine Songs meist zu hintersinnig, wenn nicht gar abgründig-seziererisch, um den normalen Rock-Geniesser in schweißbedeckter Identifikation aufgehen zu lassen. Sein Gitarrenstil ist unverkennbar Gapton zu Cream-Zeiten – nur mit einem teuflischen Grinsen unterlegt 3,5 Ganz ohne Rock-Verpackung, doch gefühlsmäßig eng verwandt, klingt das gleichnamige Debüt von NEW WET KOJAK aus Washington D.C. (Touch & Go/EFA). Mit verführerischer, irgendwo zwischen Bruce Low und Tindersticks gelegener Stimme lädt Scott McQoud zu einem Kurztrip in Cocktailbars, wo die Luft zum Schneiden ist und niemand lauter spricht als das wachsende Gras am weit entfernten Stadtrand. Das delirierende Saxophon im Hintergrund erinnert gar an die populärste Phase der britischen Existentialisten Gock DVA, so 1983. Music Noir auf amerikanisch, daher ganz besonders pittoresk. 3,0 NoMEANSNo gehören zu den wenigen US-Underground-Heroen der letzten Jahre, die ihrer immensen Popularität zum Trotz jeder Industrie-Offerte widerstanden haben. Nach kurzer Schwächeperiode haben die Wright-Brüder nun zwei neue Mitstreiter gefunden und legen mit „The Woridliness Of The World (As Such)“ (Alternative Tentades/EFA) ihr bestes Album seit langem vor. Kraftvoller, virtuoser Hardcore, unterhaltsam und gelegentlich clownesk, immer politisch korrekt und überhaupt nicht langweilig – verdiente alte Herren dürfen sich nun mal gewisse Sarkasmen leisten. 3,5 „Scissors“, das Debüt-Album von Barbara Manning (1988), zählt zu Recht zu jenen stilbildenden Platten, für die eine neue Schublade namens Neo-Folk und Softcore eröffnet werden mußte. Gemessen an diesem Standard fielen ihre folgenden Platten ab, und auch ihr Einstand als Bandleaderin der S. F. SEALS kommt durchwachsen bis erratisch daher: „Truth Walks In Sleepy Shadows“ (Matador/RTD) lebt von ihrer Fähigkeit, meisterlich zwischen Unschuld und Erfahrung zu lavieren, und säuselt dem romantisch geneigten Hörer auf biestig-sanfte Weise ins Ohr. Stimmungsmäßig zwar perfekt, aber von schwierigen Songs wie John Cales „The Soul Of Patrick Lee“ sollte sie lieber doch ihre Finger lassen. 3,0 SLEATER-KINNEY kommen aus der Riot-Grrrl-Bewegung (Babes In Toyland, Bikini Kill) – und dennoch klingt ihr gleichnamiges Debüt-Album (Naptime) geradezu sophisticated: Sie wirken wie härtere Bangles ohne alle püppchenhaften Gefälligkeiten. 3,5 Ohne Worte, aber auch ohne Rücksicht auf Klischee-Vorstellungen, die instrumentale Musik auf Jazz, Ambient oder Surf-Punk reduzieren wollen, werfen DON CA-BALLERO den Hut in den Ring. ,2″ (Touch & Go/EFA) beweist, daß mit zwei Gitarren, Baß und Drums auch Stücke über zehn Minuten Länge unter Dauerspannung gehalten werden können – und das ganz ohne SolL 3,0 Was passiert, wenn ein Rock’n‘ Roll-verliebtes Pärchen im Keller eingesperrt ist, allein mit etwas Equipment, damit es seinen Leidenschaften ungestört an den Gerätschaften frönen kann? „You Cannot Kill What Does Not Live“ (Flying Nun/RTD) könnte genau unter diesen Bedingungen entstanden sein. Die neuseeländische Formation KING LOSER spielt, als hätte sie noisigen Trash-Rock soeben erfunden: Es sägt und kracht und pfeift, daß es wahrlich eine Freude ist. 3,0