Anders Parker – Songs In A Northern Key :: Munich
Mitte der 90er Jahre war Anders Parker kreativer Vorsteher der New Yorker Rocker Varnaline, ein in den entsprechenden Kreisen gern gemochtes Lo-Fi-Ensemble, das nach drei Alben dem Kollaps seines Labels zum Opfer fiel.
Parker, ein intelligenter, retrospektiver Multiinstrumentalist und Sänger, bekam beim Einstand als Solokünstler unerwartet prominente Hilfe: Steve Earle, der schon Varnaline gut leiden konnte, bot kreative Schützenhilfe an und zeichnet nun zusammen mit Twangtrust-Kollege Ray Kennedy für Mix und Realisation des in den USA schon 2001 veröffentlichten Albums „Songs In A Northern Key“ verantwortlich. Parker, der alle Songs seines Soloerstlings in einer eisigen Nacht auf einem See in Vermont empfangen haben will, setzt die eigenen musikalischen Grenzen gemäß seiner Herkunft auf der einen Seite im melancholisch lärmigen Lo-Fi, auf der anderen Seite im akustisch gegründeten Indie-Folk, und auch für eine Spur alternativem Country-Habitus ist hier Platz.
Das mit der eisigen Nacht mag man gern glauben. Alles auf „Songs In A Northern Key“ ist geboren aus der gleichen trübsinnig-mondsüchtigen Emotionalität – wenn der Moment stimmt, dann ist der Blick klar, die Lieder sind im Fluss, und in diesem Sinne ist „Songs…“ ein Werk ohne Brüche oder artistische Unstimmigkeiten. Earle und Kennedy greifen die Inspiration Parkers auf und inszenieren zu den 15 Songs mutig eigenartige Szenarien aus gespenstisch marschierenden Trommeln, wohl dosierten Noise-Collagen, schönen Mono-Bildern sowie den hier programmatisch schrängelnden Gitarren. Das glückt besonders beim gezupften Opener „Still Dream“ und dem schräg torkelnden „Blue Flowers On A Highway“, aber auch in der gesamten Schluss-Sequenz, in der Parker sich halb besinnungslos durch vier, fünf Lieder wälzt, auf und ab, sicher geführt vom stream of consciousness, der dieses Album hervorbrachte. Damals, in jener eisigen Nacht in Vermont.