Aternativen :: VON MICHAEL RUFF

Die Sonne knallt, die Katze ist rollig, drüben lärmt eine Baustelle, und drinnen läuft MAGOO. Eigentlich hat Musik unter diesen Bedingungen keine Chance, aber die drei Schotten schaffen es, selbst das käsigste Gehirn zu mobilisieren. „The Soateramic Sounds Of Magoo“ (Chemical Underground/EFA) bringt mit 23 Songs in 58 Minuten denkbar abwechslungsreich komprimiertes Entertainment, wo zwischen psychedelischen Klangexperimenten und schwungvollem Schrammel-Pop alles vorkommt, was man ohne den Computer so anstellen kann. Stellenweise genial, wird man noch viel von hören, 4,0

PENTHOUSE markieren die Rückkehr der sexuellen Ausschweifungen im Rock-Kontext und sind damit das englische Pedant zu Washingtons The Make-Up. „Gutter Erotica“ (World Domination/EFA) bedient sich schamlos beim jungen Nick Cave und The Birthday Party, doch im Gegensatz zu Gallon Drunk lassen sie allen Mambo-Jazz beiseite und fügen dafür eine gute Portion Stooges hinzu. Ihre Balladen sind düsterer, ihre Peitschen-Nummern härter, und generell bringen sie ihre Sache immer direkt auf den Punkt. Keine Innovation eben, aber ohne Zweifel haben sie begriffen, wie man so was macht. 3,5

Wem Souled American zu abstrakt geworden ist, der sollte es mal mit U. S. SAUCER probieren. Das schlagzeuglose Trio hat sich ebenso der zerdehnten Country-Dekonstruktion verschrieben, doch gelten seine künstlerischen Überzeichnungen weniger den musikalischen Strukturen als den Sentiments des Genres. Auf „Hell, Yes!“ (Amarillo/Naptime) wird Country zur reinen Gefühlssache. Nur gibt es keine Trucker-Romantik zu hören, sondern verlorene Gitarren aus verwehten Geisterstädten in der Dämmerung. 4,0

Wären THE SORTS vor ca. zehn Jahren auf SST erschienen, das Trio aus Washington D.C. hätte sich ungeteilter Aufmerksamkeit erfreuen können. Heute wirkt ihr verspielter, leicht jazziger Post-Punk etwas unmodern, doch wer das fehlende Glied zwischen fIREHOSE und Tortoise sucht, liegt bei „Gateway Sounds“ (Spring/X-Mist) genau richtig. Einziger Schwachpunkt der komplizierten und kompetent gespielten Kompositionen bleibt der Gesang (der allerdings nur selten zum Einsatz kommt).3,5

Und was machen SST derzeit? Sie bringen Bands heraus wie BRO-THER WEASEL, die auf ihrer gleichnamigen CD belanglosen Jazz-Rock der übelsten Sorte fabrizieren. Vielleicht hat Labelchef Greg Ginn ja vergessen, daß er damals Black Flag gegründet hatte, um gegen derartiges Gegniedel zu opponieren. So geht der einst gute Ruf des Labels weiter den Bach runter. 1,5

Das IRVING CLAW TRIO ist in Wahrheit ein Quartett, und ein Bandleader dieses Namens ist auch nicht dabei. Auf „Utek Pahloo Mogoi“ (Naptime) schwindelt sich diese Band durchs sprunghaftes Konglomerat aus freiem Jazz (Art Ensemble Of Chicago wird gecovert!), verzerrtem Calypso und abgedrehtem Funk. Easy Listening ist das nicht gerade zu nennen, aber schon der Plattentitel hat ja eine irritierende Melodie. 3,5

NORD EXPRESS haben einen irreführenden Namen: Die Songs des Gitarre-Schlagzeug-Duos lassen eher an schwüle südliche Sommertage denken, an denen man sich kaum bewegen mag, schon gar nicht im Expreß-Tempo. Das Album „Centnil“ (Sfumberknd/Naptime) bietet null Dynamik, ist aber zum regungslosen, kontemplativen Zuhören bestens geeignet „I couldn’t sleep™“ lautet die erste Zeile auf der Platte, und der Rest funktioniert als Medizin dagegen. 3,0

Eine sehr lobenswerte Aktion hat das niederländische Label Konkurrent gestartet: Bands, die gerade auf Tour sind, werden ins Studio eingeladen, um ein paar schnelle Tracks einzuspielen, die dann in einer CD-Reihe namens „I The Fishtank“ erscheinen. Bislang sind zwei Folgen schon zu haben: fünf kraftstrotzende Songs der kanadischen Hardcore-Veteranen NOMEANSNO (3,5) sowie Neues von dem sympathischen amerikanischen Lo-Fi-Basteltrio GUV’NER (3,0).

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