Auf der Maur – Auf der Maur
Irgendwer war Melissa Auf der Maur immer im Weg. Erst Courtney Love, neben der sie bei Hole als Bassistin nur eine Statistenrolle hatte. Dann Billy Corgan, der sie für die Smashing Pumpkins engagierte – und zu dem sie auch nicht nein sagen konnte. Dabei klingt sie gar nicht wie eine Frau, die nicht nein sagen kann. Sondern sehr, sehr energisch. Jetzt also endlich das Soloalbum. Ohne „Melissa“ im Titel das wirkt weniger weiblich, und das passt zum Sound. Auf der Maur rockt, und obwohl ihr viele berühmte Freunde halfen – Mark Lanegan, Josh Homme, Nick Oliveri, Twiggy Ramirez, James Iha und so weiter und so fort -, ist dies doch das Werk einer Einzelnen. Sie schrieb, sang, spielte, produzierte (mit Chris Goss, na gut) und ließ sich endlich mal nichts vorschreiben.
Und siehe da: Die Frau hat viel mehr Talent, als man insgeheim hoffte! Bei Love habe sie die Eingängigkeit gelernt, bei Corgan den Rock, sagt sie selbst. Und jetzt kann sie beides. Zwar schafft sie es noch nicht ganz, sich deutlich von den Kollegen zu entfernen, aber ihre Songs brauchen sich im direkten Vergleich nicht zu schämen. „Lightning Is My Girl“ ist bester Alternative-Rock, catchy und kantig zugleich. „I’ll Be Anything Ybu Want“ ist Verlockung und Warnung zugleich, weil Auf der Maur so sexy klingt und so gefährlich. Selbst wenn die Spannung gegen Ende ein bisschen abfällt: Allein die ersten 30 Minuten sind unwiderstehlicher als alles, was Love in den letzten neun Jahren zustande gebracht hat.
Wer Melissa Auf der Maur jetzt noch aufhalten will, sollte sich gut bewaffnen. Auch wenn das neue Courtney-Album vor der Veröffentlichung am 9. Februar nicht zu bekommen war, wage ich mal die Prognose: 1:0 für die Bassistin aus dem Hinterhalt. Weniger celebrity skin, mehr Substanz.