Babyshambles – Shotter’s Nation

Vier Worte sollen in dieser Rezension nicht vorkommen: Libertines, Drogen, Kate Moss. Konzentrieren wir uns auf das aktuelle Leben des Pete Doherty und darauf, dass er bewerkstelligt hat. was viele kaum für möglich hielten: ein zweites Album der Babyshambles. Nur die Verpackung von „Shotter’s Nation“ sieht deprimierend aus, der Sänger ist guter Dinge. „Wir haben den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagt Pete, „während auf ,Down In Albion‘ eine Menge Nägel durch die Luft flogen.“ Diesmal hätte er auch singen können und etwas mehr Selbstkontrolle gehabt. Nur ein paar Wochen verbrachten die Babyshambles mit Produzent Stephen Street (The Smiths, Blur) in den Olympic Studios zu London. Seit dem Debüt hat Mick Withnell, von Doherty als „bester Ska-Gitarrist im UK“ bezeichnet, Patrick Watson ersetzt, ansonsten scheint die Band mit Bassist Drew McConnell und Schlagzeuger Adam Ficek jetzt relativ stabil, interessiert aber ja eh keinen, wer noch dabei ist. solange der Sänger noch steht.

Und zumindest musikalisch steht er ziemlich gut da. Zwei Drittel des Dutzend Songs auf „Shotfer’s Nation“ brauchen sich jedenfalls nicht zu verstecken. „Delivery“ erzählt die Geschichte eines Arbeiters, dem die Brauerei stinkt und der am Wochenende dafür in der Stadt ordentlich auf die Pauke haut, „where all you skins and mods you get together/ Make pretend it’s 1969 forever“. Ähnlich simpel klingt auch die Single, es gibt sogar eine „oh-oh-ooh-ooh“-Passage. aber der erst stockende, dann forcierende Gesang ist einfach unwiderstehlich – und natürlich ist das die größte Stärke der Babyshambles: dass Pete Doherty einem immer noch ans Herz geht, auch wenn man das nach all dem Scheiß gar nicht mehr will.

Die meisten Lieder hat der Unglücksrabe allein geschrieben, mit ein bisschen Unterstützung der Band, beim Text zu „Unbilotitled“ half Wolfman. Es ist das anrührendste Stück, eine verzweifelte Ballade über die Wut des Verlorenen: „You Said that you love me/ Why don’t you fuck off/ You think that you own me/ Your’re ripping me off…“ Oder so ähnlich, denn die Worte versumpfen so oft, dass man den großen Zusammenhang, falls es ihn denn gibt, meistens verpasst. wiederholt singt er ganz traurig „I messed my head and I miss my head“, und wer würde das bezweifeln. Dazwischen wird fröhlich gepfiffen. Das ähnlich zwingende „You Talk“ entstand in der Priory-Klinik, was vielleicht den überdrehten Gesang erklärt, und ist ein verdammter Ohrwurm. „Side Of The Road“ dagegen gerät zum stumpfen Pub-Punk-Schunkler, wie Doherty ihn nicht mehr nötig haben sollte – den er dann aber immerhin schon nach zwei Minuten charmant zum Abschluss bringt. Er kürzt Songs offensichtlich gern schnell ab, wenn sie ihn langweilen. Noch besser wäre es, er würde mal ein Album ganz ohne Füller machen.

Es geht allerdings wieder aufwärts: „There She Goes“ orientiert sich angeblich an „Walk On The Wild Side“, stolziert jedoch viel leichter durch die Gegend, Doherty croont fast über die fluffige Melodie und den sanften Groove; „Deft Left Band“ ist hübscher Britpop: beim abschließenden „The Lost Art Of Murder“ zupft Bert Jansch die Gitarre, und Doherty öffnet noch einmal sein kaputtes Herz.

Er hat es in diesem Jahr geschafft. 28 zu werden und nebenbei noch ein respektables Album zu machen. Es sieht gar nicht schlecht aus für Pete Doherty. Wer braucht schon – Sie wissen schon.

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