Baxter Dury

„I Thought I Was Better Than You“

PIAS (VÖ: 2.6.)

Fantastisch groovende Pop-Platte des britischen Sprechsängers

Baxter Dury trägt die Bürde, dass er nicht nur der Sohn eines (in England) hoch berühmten Vaters, sondern auch der Knirps an der Seite von Ian Dury auf dem Cover von dessen berühmtester Platte, „New Boots And Panties!!“ (1977), ist. Es war das erste Album des Kunstlehrers und Musikers mit den Blockheads, darauf enthalten sind (die später ergänzten Singles) „Sex & Drugs & Rock & Roll“ und „Hit Me With Your Rhythm Stick“. Die Engländer liebten Durys Sprechgesang und seine Kitchen-Sink-Geschichten um „Plaistow Patricia“ und „Clevor Trever“. Der Junge an der Hand des Vaters war sechs Jahre alt. Baxter Dury wurde 30, bevor er sich zunächst als DJ von Daddy emanzipierte.

In berückenden, sehr kurzen Stücken evoziert er surrealistische Erinnerungen und Träume

Sein erstes Album erschien 2002. Aber so wie der Vater seine Texte über die modernistischen Sounds der Blockheads sprach, so legt auch Baxter seine gesprochenen Lyrics über atmosphärische Club-Sounds und lässt andere singen. Bei dem Projekt B.E.D. (mit Étienne de Crécy) war es vor fünf Jahren Delilah Holliday. Absichtlich klobige (statt unbeholfen programmierte) Electronica, Streicher, Frauenchöre und lustige Kindergesänge konterkarieren auf „I Thought I Was Better Than You“ die bizarren Erzählungen des Autors, der sich, mittlerweile 51 Jahre alt, auf die Suche nach der vergangenen Zeit macht.

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In berückenden, sehr kurzen Stücken evoziert er surrealistische Erinnerungen und Träume, die an Massive Attack, an Anne Clark und The Streets erinnern. Ganz am Ende erst, in „Glows“, ist eine akustische Gitarre zu hören, da sind gerade zehn Songs und eine halbe Stunde um. „Hey Mummy, hey Daddy, who am I? Who am I?“ Diese Frage eröffnet das herzzerreißende „So Much Money“, in dem der Gegengesang höhnt: „Hey boy, never gonna be like us.“ In „Aylesbury Boy“ fragt er zu harschen Breakbeats und einem Klaviermotiv: „Can I, can I, can I? And all the posh kids say yah.“

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Die genuin britischen Drei-Minuten-Komödien Ian Durys sind auf dieser Platte ebenso konnotiert wie die Songs von Pulp auf „Different Class“ und die Londoner Vignetten von Madness. „I Thought I Was Better Than You“ ist auch eine lässig groovende Pop-Platte. Baxter Dury bewegt sich wie ein Detektiv durch die fiebrigen Nächte seiner Lieder: „There’s nowhere to hide/ But there’s love in the air now.“