Beats :: von Joachim Hentschel

Turntablerocker – Smile

Die großen Techniker schaffen es, wie die größten Technologiefeinde zu klingen. Aus der Zeit, als Computer und Synthesizer vor allem dazu da waren, um hier und da ein echtes Instrument zu ersetzen, nehmen die Stuttgarter Ehrendoktoren Michi Beck (Die Fantastischen Vier) und DJ Thomilla die Inspirationen für ihr zweites Team-Album nach dem 2001er Debüt „Classic“. Schon das klang nicht mehr arg nach HipHop, jetzt ist die Ablösung vom so genannten treibenden Beat noch entschiedener. Wie kürzlich die Hamburger Kollegen von International Pony saugen die Turntablerocker aus Achtziger-Funk und Old-School-Electro wie aus der Milchzitze, erinnern an Prince, Kool And The Gand, Funkadelic und Cameo, haben Gitarren, die klingen, als würde Eddie Van Haien durch einen Sahnespender spielen. Ist zwar maniriert, aber in sich macht es so viel Sinn wie jede geschmackssicher hergestellte Retro-Platte. Musik für die gladiolengeschmückte Lounge und das kleine Discokugel-Paradies. Tanzen möglich und erlaubt. (FOUR MUSIC/SONY) 3,5

Mica – Jetsetmusic

Damit lassen sich nichtsnutzige Tätigkeiten begleiten: Zu Grooves, die wie Flugzeugpersonal lächeln, spielen Vibraphon und Querflöte, summen freundliche Latin-Unterhalter und tschickern Porno-Gitarren. Das erste Album der Hannoveraner Brüder Jens und Michael Dommes beweist, dass Air nicht so schrecklich Seventies sind. (POPUP/connected)) 3,0

Hans Platzgumer – Miss Me/Software

Platzgumer hat viele Namen. Jetzt kommen in kurzem Abstand zwei Alben, die er ganz persönlich präsentiert-auf den mutierten Steinbruch-Jazz der jüngeren Exkursionen folgt zunächst die R&B-Platte „Miss Me“ mit der Schottin Catriona Shaw, die zu Platzgumers Pop-Annäherungen extrovertiert, doch notgedrungen monoton singt. Ein Versuch mit hilflosem Ausgang. Er ist besser, wenn er sich bei „Software „nur auf sich selbst verlässt, alles zu Staub haut (House, Instrumental-HipHop, Breakbeat),die Brösel rhythmisch zusammenkehrt unddabeiröchelt. (DOXA/EFA)2,0 und 3,5

Yoshinori Sunahara – Lovebeat

Der Japaner arbeitete früher beim Großraumdisco-Outfit Denki Groove und hat drei Soloplatten gemacht, die alle irgendetwas mit Flughäfen zu tun hatten. „Lovebeat“ ist mehr Autobahn, wegen Kraftwerk. Denen widmet er seine glattkühlen Analog-Instrumentals ausdrücklich, kommt ihrem Klingklang im Rückgriff nahe, der hohen Dramaturgie allerdings nicht. Seit die Maschinen den Menschen keine Kraft mehr abringen, werden die Ergebnisse beliebiger: (Bungalow/EFA) 2,5

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