Beats von Kloos & Wellner :: von Kloos &Wellner
Das zweite Halbjahr 1996 beginnt mit einigen Überraschungs-Comebacks in Sachen HipHop. DIGITAL UNDERGROUND haben sich drei Jahre Zeit für „Future Rhythm“ (Raputation/edel) gelassen – und Shock G. und Co. knüpfen darauf nahtlos an die P-Funk-Spinnereien vergangener Tage an. 4,0
Auch von De La Soul gibt es nach gut zweieinhalb Jahren wieder Neues zu hören. Unvermutet kommt das Debüt-Album ihres früheren Produzenten PRINCE PAUL. „Psychoanalysis (What is lt?“ (EFA) erfreut mit abgedrehten Sound-Tüfteleien sowie komödiantischen Hörspiel-Einlagen, die sich zu einem tollen Konzept-Album fügen, welches an den Hippie-Hop des De La Soul-Debüts erinnert. 4,5
Wenig Grund zur Freude gibt uns das Comeback des ICE-T, „V: Retum Of The Real“ (Virgin) insbesondere seine verbalen Ausfalle wirken erschütternd. Der „Original Gangsta“ ergeht sich in breiten Monologen und Prahlereien über sein Leben als Pimp und Waffenbesitzer. Aus Hollywood, Kalifornien. 2,0
Ganz anders sein Label-Kollege SHYHEIM. Sein Debüt „The Lost Generation“ (Virgin) kommt zwar auch nicht ohne Gangsta-Platitüden aus; dafür ist der Mann aber auch erst halb so alt wie Kollege Ice und zudem durch die Weihen des Wu-Tang Clans, der hier wieder einmal seine produktiven Finger im Spiel hatte, musikalisch geadelt. 4,0
In Sachen Female-Rap hat sich unterdessen die Wahl-New-Yorkerin BAHAMADIA an die Spitze gesetzt. „Kollage“ (Illkid/EMI) hört man deutlich an, daß die Gang Starr-Epigonen Guru und Premier wesentlich zur Produktion beigetragen haben. Deren trockene Sound-Samples klingen in Verbindung mit einer weiblichen Rap-Stimme aber um so frischer. 4,0
Auch das Gastgeberland der Fußball-EM hat etwas zu bieten. Das Trio EUSEBE beweist mit seinen „Tales Front Mamas Yard“ (Spin/ EMI), daß Rapper aus London-Harlesden nicht zwangsläufig auf Brit-Core-Gebratze abonniert sind. Das Bruder-Schwester-Cousin-Gespann erinnert vielmehr an eine britische Ausgabe der Fugees; wenn auch abzüglich Soul. 3,0
Ein paar Meilen weiter nördlich, in Birmingham, ist mit „Different Drummer“ eines der einflußreichsten Labels in Sachen Dub & House & Drum & Bass beheimatet. Und weil ROCKERS HI-FI auf ihrem 95er Debüt eben zwischen all diesen Stilen so genial geschlafwandelt sind, finden sich auf dem Label-Sampler „Music Is Immortal“ (WEA) ausschließlich Mixes der Crew. Trotz fetter Bässe etwas für Fans und Chronisten, denn nicht jeder frühe Gehversuch im Underground ist es wert, andächtig niederzuknien – auch wenn es sich um rare Sammlerstücke handelt. 2,5
Interessant, was die Remixer mit RUBY angestellt haben. Seit Sängerin Lesley Rankine ihre alte Band Silverfish verlassen hat, sucht sie nach Freiräumen. Und weil sie sich mit ihren regulären Songs doch noch oft recht hausbacken im Fahrwasser des Rock’n’Roll bewegt, hat sie die Creme der modernen Dub- und Trip-Hop-Produzenten an ihr Album gesetzt. Das Ergebnis: „Salt Peter Remixed“ (Sony) – ein Traum hypnotischer Beats mit einer gleichsam treibenden wie schwebenden Stimme. Favoriten: „Salt Water Fish“ im Metalheads-Mix und die beiden Mixes von „Heidi“. 3,5
CZECH kommen aus Berlin und werfen die Frage auf, ob ihre Platte nun richtig oberklasse ist oder bloß ein TripHop-Experiment gewiefter Studio-Designer. Gewiß: Schöne Sounds, klasse Beats, tolle Stimme – aber irgendwie klingt alles zu gut, zu perfekt, zu schön. Kein Überraschungseffekt Zu verdammt deutsch eben.- 3,0
LIONROCK kann man nur lieben. Vielleicht wegen der absurden Mischung obskurer Melodien, fetter Beats, Noises und verbaler Verneigungen vor Sherlock Holmes. Vielleicht auch nur, weil die Crew um Justin Robertson manchmal klingt wie die poetische Ausgabe der Chemical Bromers: „An Instinct For Detection“ (BMG). 4,0