Beats von Kloos & Wellner :: Von Kloos&Wellner

Das erste Halbjahr 1996 ist fast vorbei, doch echte Höhepunkte in Sachen HipHop lassen noch auf sich warten. Der Titel des SPICE 1-Albums ist da programmatisch: Mit berühmt-berüchtigtem B-Boy-Wortwitz lautet er „1990-Sick“(Jive/Aris) und bezieht sich selbstverständlich auf die Mißstände des Gesellschaftssystems und nicht auf den derzeitigen Zustand des HipHop. Das bewahrt Spice-1 aber nicht davor, mit seinem vierten Album auch sein bislang schwächstes Werk abzuliefern. 2,5

An der Westküste sorgt ein einziges Gerücht für mehr Aufruhr als alle G-Funk-feröflentlichungen des Jahres zusammen: N.W.A. verfallen dem Beatles-Syndrom und sollen noch in diesem Sommer ein neues Album einspielen, in trauter Originalbesetzung – mit Ausnahme des verstorbenen Eazy-E, versteht sich. Auch die Geto Boys waren nach dreijähriger Pause gemeinsam im Studio. „The Resurrection“ (Virgin) ist dennoch kein Grund zur ungeteilten Freude; wo doch gerade die Solo-Projekte des Trios die Überlegenheit von Bushwick Bill gegenüber seinen Kollegen Scarface und Willie D. deutlich gemacht haben. 3,5

BUSTA RHYMES beweist auf „The Coming“(Elektra/WEA) nicht nur seine grandiosen Rhyme-Fähigkeiten, die ihn schon bei den Leaders Of The New School zum herausragenden Rapper werden ließen. Kombiniert mit rohen, ungeschliffenen Beats erinnert er endlich wieder an den ganz eigenen Stil, der die US-Ostküste immer ausgezeichnet hat. 4,0

Für Tricky gab es dagegen ja noch nie stilistische Grenzen. Und so schafft er es, bei seinem neuen Projekt NEARLYGOD (Mercury) neben Martina Gastsänger wie Björk, Neneh Cherry, Terry Hall, Ex-Stereo MC Cath Coffey und sogar Alison Moyet zu Songs zu bewegen, die an die düstersten Momente seines Albums „Maxinquaye“ erinnern. Ein Album quasi ohne Beats, typisch Tricky – immer unberechenbar. 3,0

Produzent Rollo – bekannt durch Felix‘ „Don’t You Want Me“ – versucht dagegen, mit seiner Band FAITHLESS aus Clubtunes Popsongs zu basteln. Was dem Quartett immer dann gelingt, wenn es sich auf Rollos Stärken besinnt und eingängige Housetunes mit sachte wummernden Bässen verschmelzen läßt („Insomnia“). Leider fallen daneben zu viele Tracks ab, bei denen House und Soul, Balladen und Rap recht verloren nebeneinander stehen – dann klingt“Reverence“(Intercord) eher nach dem Versuch, TripHop für den Simply Red-Fan zu produzieren. Andererseits läßt sich das Album viel zu einfach hassen um es insgeheim nicht doch ein bißchen zu lieben… 2,5

Freunde des poppigen TripHop lieben RAMSHACKLE seit ihrer Single „Eyes, Lips, Body“. „Depthology“ (edel) lebt von einem Soul-Sänger und einer Steel-Gitarre, die gemeinsam dem Sonnenuntergang in Lonely Gulch entgegenreiten. Trotz netter Songs zeigt das Album aber, daß ausgiebiger Cannabis-Konsum allein nicht reicht, um gute Drum & Bass-Sounds zu kreieren. So klingt das Album zu sehr nach einem Versuch, TripHop am Reißbrett zu entwerfen. 3,0

Das Londoner Trio MORCHEEBA hingegen hat mit „Who Can You Trust?“ (WEA) eine Platte veröffentlicht, die neben dem phänomenalen „Trigger Hippie“ auf eine ganze Handvoll weiterer Single-Remixes neugierig macht und als Gesamtwerk zu den Highlights des Jahres zählt. Mit Slide-Gitarren, Sitar-Klängen und Streichern, irgendwo zwischen Sixties-Rock und Neo-Blues, den langsam dahinwabernden Baßlinien und der wundervoll schwebenden Soulstimme von Sängerin Skye ist „Who Can You Trust?“ eine Platte für die Insel – zumindest in diesem Sommer. 4,0

Die wundersame Chanteuse Nicolette – für „Now Is Early“ vor drei Jahren gefeiert – legt endlich ein neues Album vonr „Let No One Live Rent Free In Your Head“ (Motor) ist avancierter Agitprop, Freistil-Dancefloor und Maschinen-Jazz nach Massive Attack-Art. 4,0

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