Bert Kaempfert

„The Bert Kaempfert Decca Collection“

Universal (VÖ: 19.1.)

Überfällige Würdigung des Easy-Listening-Meisters

Berthold Heinrich Kämpfert wäre im vergangenen Oktober 100 Jahre alt geworden. Ein willkommener Anlass also, sich an einen Künstler zu erinnern, der nebenbei ein paar talentierte Jungs aus Liverpool als Begleitband für Tony Sheridan rekrutierte und deren gemeinsame Single in Hamburg für sein Mutterlabel Polydor produzierte; an den Mann, dem mit „Wonderland By Night“ der erste Nummer-eins-Hit eines Deutschen in den USA gelang und der einst kokett meinte, er „möchte Musik machen, die nicht stört“.

In Übersee zeichnete Decca für den Vertrieb seiner Platten verantwortlich, die dort unter teils variierenden Titeln und in gelegentlich abweichender Zusammenstellung erschienen. Gleich 23 dieser Studioalben, beginnend mit „April in Portugal“ (1959) und dem 1970 veröffentlichten „The Kaempfert Touch“ als Abschluss, werden hier nun erstmals versammelt, erweitert um reichlich Bonustracks und „Pete Fountain Plays Bert Kaempfert“ als CD-Premiere.

Ein treffsicherer Beobachter des dortigen Marktes

Während in jener Zeit LPs wie „That Happy Feeling“, „Afrikaan Beat And Other Favorites“ oder „Strangers In The Night“ in den USA regelmäßig die Charts belagerten, standen sie zu Hause zumeist im Schatten der Werke des anderen großen Bandleaders und Arrangeurs, James Last. Das lag keineswegs an der geringeren Zahl an Shoppingmalls und Fahrstühlen hierzulande. Eingespielt von Koryphäen wie Herb Geller, Peter Herbolzheimer und Ladi Geisler mit seinem „Knackbass“, orientierten sich Kaempferts makellose und an Duke Ellington und Benny Goodman geschulte Produktionen von vornherein eher an amerikanischen Hörgewohnheiten.

Und seine Steilvorlagen für Frank Sinatra, Elvis Presley oder Nat King Cole wiesen ihn als treffsicheren Beobachter des dortigen Marktes aus. Die Frage, wer diese 24-CD-Box eigentlich braucht, bleibt nebensächlich angesichts einer ausgesprochen gelungenen und längst überfälligen Würdigung dieses beinahe vergessenen Meisters der gehobenen Unterhaltung.