Beth Orton – Comfort Of Strangers

Der left field-Erfolg von Beth Orton ist sicher zu großen Teilen darauf zurückzuführen, daß sie sich immer die richtigen Mitstreiter aussuchte. Sie hat mit William Orbit und den Chemical Brothers musiziert, bevor alle sie haben wollten, mit Ryan Adams und Emmylou Harris, als alle sie wollten, mit Terry Callier und Johnny Marr, als niemand sie mehr wollte. Sie vereinte Folk und elektronische Beats, Trip-Hop, Soul und Pop, Schwarz und Weiß. Immer schön anzuhören, manchmal – vor allem auf dem Debüt „Trailer Park“ und vereinzelt auf dem letzten Album „Daybreaker“ auch spannend. Für „Comfort Of Strangers“, ihr viertes Album, hat sie sich nun einen Produzenten ausgesucht, der wie kaum ein anderer für die Vermischung von Tradition und Avantgarde, Organischem und Elektronischem steht: Ex-Gastr del Sol- und Sonic Youth-Mitglied, Wilco-Produzent, Loose Fur-, Henry-Kaiser- und John Faye-Kollaborateur etc. Jim O’Rourke.

So gesehen ist „Comfort Of Strangers“ eine Art Real Madrid der Popmusik: Die Mannschaftsaufstellung macht auf dem Papier wesentlich mehr Eindruck als in Aktion. Die Betonung liegt im Albumtitel wohl eher auf „Comfort“ als auf „stranger“, denn fremd ist hier gar nichts. Klavier, elektrische und akustische Gitarren sollen hier wohl zu einer Art „Blonde On Blonde“-Sound verschmelzen, doch am Ende kommt nur behaglicher Wohlfühl-Folk heraus, der am ehesten an Ortons zweites, sehr reduziertes, unelektronisches Album „Central Reservation“ erinnert. Aber wo dort in teilweise meisterlichen Songs, deren Vortrag sich immer durch eine gewisse Sprödigkeit auszeichnete, die Folk-Mystik von Terry Callier und Sandy Denny anklang, ist „Comfort Of Strangers“ ein bißchen zu hübsch und ereignislos geraten. Ein putzig brüsselndes Piano hier, eine niedliche kleine Fleetwood Mac-Melodie da (an einer Stelle singt sie tatsächlich „you can go your way“ – da fehlt dann wirklich nicht mehr viel) und ein „Die fabelhafte Welt der Amelie“-Akkordeon noch obendrauf. Musikalisch ist es eigentlich nur Ortons immer noch wundervoll schilfrohrige Stimme, die „Comfort Of Strangers“ von Jungfernjazz, wie Katie Melua und Norah Jones ihn produzieren, trennt.

Vielleicht hat Ryan Adams diese Songs schon gehört, bevor er vor ein paar Jahren „English Girls Can Be So Mean“ schrieb, denn da heißt es sehr treffend: „Come on Elizabeth, come on Bethany/ Come on further, I’m tired and I want to sleep.“ Na dann, gute Nacht.

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