Bob Dylan

Fallen Angels

Hellere Stimmung: Dylans zweites Album mit Sinatra-Klassikern

Es war wohl mehr als eine Laune, als Bob Dylan im vergangenen Jahr mit „Shadows In The Night“ ein Album veröffentlichte, auf dem er Lieder sang, die Frank Sinatra vor mehr als einem halben Jahrhundert bekannt gemacht hatte. Sein gesamtes Werk hat er bei Konzerten mittlerweile der Crooner-Ästhetik unterworfen, seinen Gesang und seine Band auf das Great American Songbook gestimmt. Nun folgt mit „Fallen Angels“ die Fortsetzung, die großenteils bei denselben Sessions in Hollywoods Capitol Studios von Al Schmitt aufgenommenen wurde.

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Der vertraute, auf dem Vorgänger sehr präsente Klang von Donnie Herrons Pedal-Steel eröffnet das Album, und Dylan singt: „Fairy tales can come true/ It can happen to you/ If you’re young at heart.“ Scheint fast so, als brächte er sich zu seinem 75. selbst ein kleines Ständchen. Es folgen Lieder von gebrochenen Herzen und ewiger Liebe, erhörten und unerhörten Gebeten. Aus den Worten von Johnny Mercer et al. setzt Dylan sich seine eigene Erzählung zusammen und klingt dabei wieder, als hätte es die mitunter leidvollen Jahre des Bellens und Knurrens und Röchelns nie gegeben. Natürlich ist er kein Sinatra oder kein Crosby, aber man kann seine Interpretationen denen der Meister ebenso -vorziehen wie das Drama der späten -Billie Holi-day der technischen Brillanz von Ella Fitzgerald. Seine „rough-edged non-voice“, wie der britische Tenor Ian Bostridge sie einmal nicht ohne Bewunderung nannte, erzählt eine Geschichte. Seine Geschichte.

Die Band hat bei diesen Stücken mehr Platz, sich zu zeigen, die Stimmung ist heller. Statt Tony Garniers gestrichenem Brummbass hört man Herrons Fiddle, die etwa „Skylark“, dem einzigen Song hier, den Sinatra nie aufgenommen hat, ein regelrechtes Country-Feel gibt. Stu Kimball zupft dazu die akustische Gitarre so schön wie einst Dave Bromberg. Am Ende von „Shadows In The Night“ stand mit „That Lucky Old Sun“ ein Ruf gen Himmel. „Fallen Angels“ bleibt irdisch: „Days may be cloudy or sunny/ We’re in or we’re out of the money/ But I’m with you always/ I’m with you, rain or shine.“ Amen.