Bon Jovi
„Slippery When Wet“
Universal (VÖ: 28.2.)
Perfekter Mainstream-Rock mit mauem Bonusmaterial.
Zehn Songs, 44 Minuten, eine Sensation. Als Bon Jovi im August 1986 „Slippery When Wet“ veröffentlichten, veränderte das alles. Acht Wochen lang war die Band mit ihrer dritten LP Nummer eins in den USA, sie sammelte zwölffach Platin ein und rangierte fortan in allen „Hair Metal“-Bestenlisten weit oben. Da fing das Problem allerdings schon an: Hardrock? Hair Metal? Bon Jovi hatten viele Haare, aber Metal? Wegen all der folgenden Balladen glaubten manche ihnen nicht mal mehr den Hardrock, doch das ist ein Fehler. Bon Jovi hatten den perfekten Hardrock fürs Stadion – und sich den Erfolg verdient.
All killers, no fillers
Wer „Slippery When Wet“ vorurteilsfrei anhört, muss es zugeben: All killers, no fillers. Von den ersten mitreißenden Riffs von „Let It Rock“ über die unwiderstehliche Melodie von „You Give Love A Bad Name“ bis zur Talkbox-Hymne „Livin’ On A Prayer“ machten Jon Bon Jovi und Richie Sambora (mit etwas Hilfe von Hitschreiber Desmond Child) alles richtig. Die Cowboy-Ballade „Wanted Dead Or Alive“ mochte Kitsch sein, aber es war damals genau der Kitsch, den alle hören wollten: „I’ve seen a million faces, and I’ve rocked them all!“ Auch die B-Seite war mit „Raise Your Hands“, „I’d Die For You“, „Never Say Goodbye“ und „Wild In The Streets“ ein einziger Kracher.
Beim 2-CD-Deluxe-Set gibt es nun noch ein Bonus-Album dazu. Leider besteht es nicht aus spannenden Demos oder Outtakes, sondern – neben einer bekannten „Wanted“-Akustikversion und unspektakulären Remixes von „Prayer“ und „Raise Your Hands“ – aus gerade mal vier Konzertaufnahmen. Natürlich, Bon Jovi waren 1987 eine der besten Live-Bands der Welt, und ihre enorme Spielfreude kommt trotz des etwas mumpfigen Sounds durch, aber seien wir ehrlich: Bon Jovi musste man damals schon auch sehen, um ihre Anziehungskraft (und all die „Whoa-whoas“) komplett zu verstehen. Und zwölf Minuten „Let It Rock“ mit einem schier endlosen Sambora-Solo: Da stimmt Jon Bon Jovis alter Satz „Too much is never enough“ dann leider doch nicht.
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 3/25.