BonJovi – One Wild Night – Live 1985 – 2001

Mal angenommen, BonJovi wäre Ihre Lieblingsband. Gut, das ist eine schwere Aufgabe, aber mit viel Phantasie durchaus lösbar. Sie haben also ein, zwei Dutzend Konzerte gesehen im Laufe der vergangenen 15 Jahre, die Studioalben liegen natürlich im Regal. Dazu horten Sie noch viele rührend amateurhaft bedruckte Kassetten, auf denen steht: „BonJovi, 22.12.88, Munich“ oder „Bon Jovi, Bremen 2000″. Gerne auch an richtige Alben erinnernde Titel wie „Keeping The Faith In 1994“ und „Rockin‘ In The Free World“.

Die meisten dieser Bootlegs sind ob auf Kassette, CD oder Video – von unglaublich schlechter Qualität, aber man muss sie einfach liebhaben. Man war dabei, man forscht nach Belegen für diesen herrlichen Abend, man hört sich das Erinnerungsstück zu Hause nur einmal an und dann nie wieder. Das macht nichts, denn man will es ja nur haben. Als Beweis, dass es schön war. Auch wenn man das nur selbst hören kann – und ein anderer, der zufallig ins Zimmer kommt, fragt: „Wer grölt denn da durch die Gegend? Das ist ja unteres Schülerband-Niveau.“ Nein, das sind BonJovi. Deren Alben sind zwar nicht mehr so spannend, aber live sind die grandios, ehrlich.

Aber jetzt hat Ihre Lieblingsband einen kleinen Fehler gemacht. Jetzt bringt sie selbst ein Live-Album raus. Offiziell, mit einem nicht gerade spektakulären Titel und einem nicht viel schöneren Booklet. Die Aufnahmen stammen von acht verschiedenen Konzerten aus vier Jahren: 1985, 1995, 1996 und 2000. Wie originell: zwei alte Tracks aus Japan, der Rest in gewohnter Stadion-Qualität. Bon Jovi sind zweifellos eine der beeindruckendsten Live-Bands dieser Tage, aber auf CD bleibt davon nicht viel übrig. Nur Erinnerung. Und die wird immer wieder gnadenlos gestört von dem Gefühl, dass hier nur zusammengewürfelt wurde, was so herumlag. Wie ein wirkliches Bon Jovi-Konzert klingt das nicht, aber ein paar Momente lassen einen dann in Gedanken doch in der ersten Reihe stehen: Wenn Jon Bon Jovi im Wembley Stadium ’95 mit Bob Geldof „I Don’t Like Mondays“ singt und sich so bemüht, auch diese wunderbar schludrige Emphase hinzukriegen. Wenn „Saturday Night“ plötzlich zum Blues wird.

Ein Konzert kann dieses Stückwerk natürlich nicht ersetzen, auch eine DVD davon wird es nicht bringen. Aber deshalb geben Bon Jovi ja Konzerte. Und da können Sie Ihre Liebhngsband erleben, sehen und so hören, wie es sich gehört. Jetzt können Sie sich entspannen. Bonjovi ist doch nicht Ihre Lieblingsband? Dann brauchen Sie dieses Album ja schon gar nicht.

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