Brainstorm – Four Shores

Daheim in Lettland sind Brainstorm eine lang erfolgreiche Band, deshalb die hochbezahlten Akteure: Für das zweite international veröffentliche Album wurden Alex Silva (u.a. Suede, Grönemeyer) ans Pult und Anton Corbijn an die Kamera geholt. Man hört von einer sympathischen, warmherzigen Band, die Schach spielt und Bücher liest und alles für ein gutes Miteinander tut.

Irgendwie ist es wichtig, Brainstorm in diesem Lichte kennenzulernen, anstatt sie einfach so auf die Vergleichswaage mit anderen Indie-Rockbands zu stellen: Es ist etwas angenehm Naives an dieser Platte, ganz weit unter den Liedern, das hier und da aufblitzt und dann die Musik illuminiert.

Nicht, dass man sich nun für Brainstorm entschuldigen müsste – auf „Four Shores“ ist gut ausgedachte, sehr souveräne Musik, der man viele Jahre gemeinsame Erfahrung und großes Selbstbewusstsein anhört. Renars Kaupers, Janis Jubaults, Maris Mihelsons und Kaspars Roge (es gibt unnötigerweise auch englisch begradigte Künstlernamen) spielen pathetisch romantischen 80s-Indie-Pop mit kräftigen Gitarren und verhuschtem Piano, weiten Hallräumen und guten Liedern – man hört die Heroes del Silencio (ohne den Bums), The Mission (ohne den Goth), die frühen U2, aber auch Keane und diverse skandinavische Bands mit entsprechenden Vorlieben. Vor allem aber hört man Kaupers, den Sänger – der hat ein relativ ungewöhnliches Organ, das ein bisschen schrill klingt und Brainstorm so von allen direkten Ähnlichkeiten wegführt.

Manches auf „Four Shores“, dem ersten Album ohne den kürzlich verstorbenen Bassisten der Band, klingt etwas manieriert, und Kaupers ist beim Singen nicht immer ganz bei sich selbst. Aber vielleicht ist das die Kehrseite jener anfangs beschriebenen Unschuld, die in dieser Platte steckt. Corbijn jedenfalls schreibt der Band eine Laudatio nach der anderen – und hat durch seine Kamera ja vielleicht die Wahrheit gesehen.

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