Brassy – Got It Made
Endlich, Neues aus England. Das Gift gegen schmerbäuchige schottische Besinnungslieder, direkt aus Manchester, von zwei Jungs und zwei Mädchen mit schmalen Schultergürteln und T-Shirt-Brüsten, auf die gerade mal ein four letter word passt. Während Radiohead im Landhaus über dem neuen Album-Konzept sitzen, schaffen Brassy 14 Songs in knapp 40 Minuten, und fast alle handeln davon, wie toll sie sind. Ganz im Sinn der großmäuligen Ex-Revierlöwen, der Gallaghers und Happy Mondays, aber dieses Mal in amerikanischer Mundart. Wie versprochen, das ist neu.
Hauptfigur der Geschichte ist Muffin, die kleine Schwester von Big Bad Jon Spencer aus den Vorgärten von New York. Angeblich mochte sie die britisch geschlagenen Gitarren schon immer viel lieber, und so zog sie, frisch vom High-School-Abschlussball, nach Manchester. Um dort wiederum eine Band zu gründen, die es genau so macht wie die Onkels aus Amerika: Brassy spielen mit den scharf ausgezirkelten Riffs der Hardcore-Punks, holen sich Sirenentöne aus Uralt-Synthesizern, dazu rappen und plärren die Mädchen wie (früher) die Riot Grrrls und (noch früher) die zwei Bombenköpfe der B-52’s.
Ein anstrengendes Programm, aber trotzdem wird dabei kein Haar zerzuselt: kühl bleiben, Rockismen vermeiden, darauflegen sie Wert. Mit dieser Haltung schaffen Brassy einen organischen, weitgehend fettfreien Punk-HipHop-Crossover. Und hätten durchaus verzichten dürfen auf die ganzen Scratches, Beatboxen und gesampelten Anrufbeantworter, die sie in ihre Songs gestaucht haben. Beim nächsten Mal: lieber zwischendrin mal Luft holen, Ziele formulieren und, vor allem, die vielen Personalpronomen aus den Texten streichen. „I can’t wait to fully illustrate my point“, singt die kleine Spencer – mach mal, Muffin!