Buddy & The Huddle – Short Stories About Love, Hate & Other Banalities :: Ciclismo/Dacapo/Tis

Ihre beiden Sondtracks zur imaginären Verfilmung von Cormac Mc-Carthys Roman „Suttree“ waren kleine Offenbarungen. Und zogen Kreise, trotz oder gerade wegen ihrer vermeintlichen Sperrigkeit: analoger Feinklang, schweres Vinyl, schöne und aufwendige Cover. Musik, die sich nicht aufdrängte, die entdeckt und erforscht werden wollte, Verkable Artefakte. Und Gegenentwürfe zu dem Aluminiumschrott in Mediamärkten. Hochwertig und doch kein bißchen teuer. Gut, daß wir verglichen haben.

Heute, am 6. Januar 1999, widmet gar eine der besten Tageszeitungen Britanniens der Bajuwaren-Combo mehr als eine halbe Seite. „The Independent“ würdigt Buddy & The Huddle auf seinen hehren „Arts“-Seiten als „footnote to die epic story that is Lit-Rock“, rühmt die Protagonisten Roland Kopp und Michael Ströll als musikalische Abenteurer und freut sich, bei den bayrischen Sozialarbeitern ,,a pleasing note of eccentricity“ ausgemacht zu haben. Höchstes Lob von einem britischen Autor an deutsche Künstler.

„Short Stories“ scheint profaner zu sein als „Suttree“ und durchsichtiger, erweist sich nach mehrmaligem Hören jedoch als beinahe ebenbürtig. Hauptgrund für anfängliche Zweifel und deren mähliches Verschwinden ist die Stimme von Bibi Andrea Bibel, auf die ein „Spotlight“ fällt, wie schon das Cover verrät will sagen: Bibi singt lead. Einschmeichelnd und anrührend, wenn leise. Und mit leichtem Hang zum Röhrigen, Brünstigen, wenn laut Vulgär ist diese Stimme indes nie, larmoyant selten, gewöhnungsbedürftig schon, wie gesagt. Die Musik selbst bleibt impressionistisch und gewinnt nur phasenweise und songbedingt an Konkretion. Ansonsten ist die Technik dieselbe wie bei den Vorgänger-LPs: Dramaturgie durch kluges Collagieren. Rabengekrächz, Slide-Licks, Soundtrack-Samples, Truman-Capote-Zitate, Jazz-Progressionen, Vibraphon-Vibrationen, eine Trompete mit Chet-Baker-Ton, Latino-Rhythmik, Lambchop-Phlegma, Seat-Aufregung, Banjo-Bluegrass-Interplay. Vorübergehend verwirrend. Songs wechseln mit knappen Instrumentals. Das macht nicht immer Sinn. Würden auf dem temperamentvollen, lyrisch eher düsteren „Wastelands“ Steel-Drums erklingen, könnte man den Track problemlos auf einer Platte von Van Dyke Parks verstecken. „Discorer America“ zum Beispiel. Doch folgt darauf eine 20sekündige Nichtigkeit namens „Ist Intercourse“. Das wirkt denn doch etwas bemüht, behindert eher als daß es nützt.

Ganz wunderbar indes sind wieder Aufmachung und Klang, das Cover edel, die Akustik analog und gefühlsecht. Eine digitale Volksausgabe soll schon in Kürze von Glitterhouse nachgereicht werden. Dazwischen liegen freilich Welten. Suit yourself.

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