
Wie sich die musikalische Folklore auf beiden Seiten der 1500 Meilen langen Grenze zwischen Brownsville, San Antonio und Tijuana inspirierte und vermischte, ist bestens dokumentiert, nicht zuletzt auch sehr high-fidel auf Platten von Ry Cooder. Als sich Bassgitarrist Joey Burns 1993 mit dem Schlagzeuger John Convertino zusammentat, um diese Musik vier Jahre später nebst befreundeten Musikern als Band mit dem Namen einer Grenzstadt einem breiteren Publikum zu präsentieren, schwebte ihnen mehr vor als ein folkloristischer Mix aus Conjunto und Country Music.
Neben Latin Jazz und Tex-Mex inspirierten die neuen Kompositionen Science-Fiction, Film-noir-Klassiker
Die bis dahin stilistisch vielseitigste und gewagteste Mischung probierten sie auf ihrem vierten Album, „Feast Of Wire“, aus. Neben Latin Jazz und Tex-Mex inspirierten die neuen Kompositionen Science-Fiction, Film-noir-Klassiker und Ennio-Morricone-Soundtracks für Spaghettiwestern. Akkordeon
und Schlagzeug dominieren „Sunken Waltz“, Convertino jederzeit unüberhörbar im Mix strenger Taktgeber für das rhythmische Fundament. Mit fast dissonanten Streichern wurden die düsteren Fantasien des epischen „Black Heart“ arrangiert.
„Güero Canelo“ konnte man, wie vorher schon das Instrumental „Close Behind“, als folkloristische Aufforderung zum Tanz und als Ode an das mexikanische Fast Food verstehen, würden nicht im Text „soma, Valium, oxycontin/ Reds, whites, speed, Vicodin/ T’s, B’s, Thorazine“, „belladonna, mescaline/ psilocybin, peyote/ MDA and DNT“ angepriesen. Die Poesie von „Woven Birds“ könnte Sam Peckinpah inspiriert haben, ein Song über eine gottverlassene Stadt, in die selbst die Schwalben nicht mehr zurückkehren. Die Vision des Instrumentals „Attack el Robot! Attack!“ mutet sehr dystopisch an. Wie auf dem Live-Mitschnitt von 2003 in Stockholm dokumentiert ist (feine Zugabe dieser Jubiläums-Edition), applaudierte das Publikum begeistert auch dem Drogencocktail von „Güero Canelo“. Und danach dem fabelhaft gespielten Love-Klassiker „Alone Again Or“!
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