Carly Simon – Moonlight Serenade
Kein Abschied ist auch keine Lösung. Nach zwei Weihnachtsalben innerhalb eines Jahres wartet Carly nun mit ihrer vierten Standards-Kopplung seit „Torch“ (1981) auf. Nicht immer gewinnt, wer swingt. Erschütternd, wie unambitioniert die 60jährige und Langzeit-Kollaborateur Richard Perry hier zu Werke gingen. Der hatte 1972 immerhin auch ihr Opus Maximum produziert, „No Secrets“ mit der geheimnisvollen Hedonisten-Abrechnung „You’re So Vain“, und mischt ihr hier einen derart, nennen wir es so kurz vorm Fest der Liebe mal: zweckdienlichen Sound zurecht. Gestopfte Bleche, säuselnde Strings und diese üblichen Verdächtigen aus dem Regal mit den klassischen Big Bands. Taugt als Kaufanreiz zwischen Tiefkühlpizza und Spekulatius ebenso wie für die finale Kußszene einer romantischen Komödie im verschneiten New York.
Glenn Miller, Cole Porter, George und Ira Gershwin, Oscar Hammerstein tummeln sich in den Credits: Die Lieder sind jenseits der Kritik. Die darf man mögen, die spielen solche unverbesserlichen Romantiker wie Lemmy oder James Hetfield vermutlich auch im Kreise ihrer Lieben, – wenn die Lichter brennen. Auf Platte wünscht man sich aber doch ein paar Facetten jenseits des Ohrenkleisters, einige smarte Ungehörigkeiten, wie sie zum Beispiel der tätowierte Brite parat hatte, als er sich im gleichen Fach bediente. Die vokale Performance von Simon taufen wir mal solide, ist ja bald Heiligabend. Unverkennbar rauchig interpretiert sie „I’ve Got You Under My Skin“, „All The Things You Are“ oder, ja wirklich, „Let It Snow“, doch es fehlen die Tiefe, die Rätselhaftigkeit und Leidenschaft. Nur „I Only Have Eyes For You“ hat etwas Besonderes, bedauerlicherweise aber eben auch nur die modernen Synth-Streicher-Klänge, die im traditionellen Umfeld einen recht charmanten Kontrapunkt setzen. Schlecht mögen wir die 13 Nummern nicht finden, nicht in dieser Zeit des Jahres. Aber gewartet hat auf sie wohl auch keiner. Fad.