Warum Alanis Morissette ihren Auftritt bei der „Hall of Fame“-Gala kurzfristig absagte

Alles schien bereitet für ein „You´re so Vain“ für Kollegin Carly Simon. Doch dann platzte ihr der Kragen – wegen der von ihr angeklagten Frauenfeindlichkeit der Branche

Seit 1986 nimmt die in Cleveland/Ohio angesiedelte „Rock and Roll Hall of Fame“ Bands und Künstlerinnen für besondere musikalische Leistungen in den Ehrentempel auf. Diese Ehrung kann laut Satzung frühestens 25 Jahre nach Erscheinen einer ersten Veröffentlichung des Künstlers erfolgen. Immer wieder hatte es in den letzten Jahren auch Kritik an der „Männerlastigkeit“ in der „Hall of Fame“-Auswahl gegeben.

Nun sagte Alanis Morissette (48) einen Auftritt bei der Zeremonie am Samstag (05. November) kurzfristig ab – und sorgte damit für einige Verwirrung. Zusammen mit Olivia Rodrigo wollte sie ursprünglich zu Ehren von Carly Simon deren berühmten Song „You’re so Vain“ singen, da diese 2022 in die „Hall“ aufgenommen wurde.

Auf Instagram verkündete Morissette am Montag nach der Sause, dass „es für mich keinen Grund gibt, Zeit in einer Umgebung zu verbringen, in der Frauen herabgesetzt werden!“. Das Fachmagazin „Variety“ hat zuvor berichtet, dass Morissette zwar am letzten Freitag bei den Proben war und auf allen internen Plänen für die Show aufgeführt war. Doch es blieb unklar, warum sie bei der Zeremonie nicht dabei war. Rodrigo sang Simons Hit somit solo.

Morissette begann ihr Statement mit einer Würdigung ihrer Künstlerkollegen und verkündete:

„Ich bewundere Carly Simon und Olivia Rodrigo und Dolly Parton und Janet Jackson und Pat Benatar und Sheryl Crow und Pink und Brandi Carlile und Sara Bareilles – und all die erstaunlichen Menschen und KünstlerInnen, die dort waren.“

Danach wies sie darauf hin, dass sie „Jahrzehnte in einer Branche verbracht hat, die von einer übergreifenden frauenfeindlichen Stimmung geprägt ist“. Sie habe im Laufe ihrer Karriere „eine Menge Herabwürdigung und Respektlosigkeit, Ablehnung, Vertragsbruch, mangelnde Unterstützung, Ausbeutung und psychologische Gewalt“ erdulden müssen.

Die Singer-Songwriterin ergänzte, dass besonders auch „Hollywood für seine Missachtung des Weiblichen in uns allen berüchtigt ist“. Morissette, der offensichtlich vor Ort der Kragen geplatzt ist und das zum Anlass nahm, mal Tacheles zu reden, beendete ihren Beitrag mit einem eher optimistischen Ausblick:

„Glücklicherweise bin ich in meinem Leben an einem Punkt angelangt, an dem ich keine Zeit in einem Umfeld verbringen muss, das Frauen benachteiligt. Ich habe in meinem Leben unzählige unglaubliche Erfahrungen mit Produktionsteams aller Geschlechter gemacht. So viele, und so viele lustige. Es gibt nichts Besseres als ein Team aus unterschiedlichen Menschen, die gemeinsam eine Aufgabe erfüllen. In einem derartigen Umfeld werde ich weiterhin mit großer Begeisterung erscheinen.“

Es gibt bislang keine näheren Angaben, was genau der Anlass für den Ausbruch der US-Kanadierin gewesen ist. Weder das Management von Alanis Morissette noch die „Rock and Roll Hall of Fame“ antworteten auf Anfragen des amerikanischen ROLLING STONE.

Neben Rodrigos Auftritt sahen rund 7.000 Besucher an jenem Samstag in Cleveland auch Bruce Springsteen, Dr. Dre, Steven Tyler, Pink, The Edge, Alice Cooper, Brandi Carlile oder Ed Sheeran in einer illustrer Bühnen-Soiree. Nur eine aus dem Programmheft fehlte.

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