Cate Le Bon

„Pompeii“ – Gespenstisch

Mexican Summer (VÖ: 4.2.)

Die Waliserin schreibt die perfekten Songs zur Klimakrise

Wenn es um Qualitätssongwriting geht, ist die Waliserin Cate Le Bon schon seit Jahren ein Tipp für Fortgeschrittene. Schöne schlaue Lieder schreiben andere auch, aber bei Le Bon geht es um das Besondere, den speziellen „Dreh“, wie Journalisten gern sagen. Eine Portion Exzentrik ist dabei in der Regel unverzichtbar. Bis auf Schlagzeug und Saxofon hat Le Bon diesmal alle Instrumente selbst eingespielt, allein der langjährige Kollaborateur und Co-Produzent Samur Khouja ging ihr zur Hand.

Die globale Pandemie und die kollidierenden Öko-Traumata des Klimawandels schwingen mit

Aufgenommen wurde in Cardiff/Wales, in einem Haus, in dem Le Bon vor 15 Jahren einmal ihren Lebensmittelpunkt hatte. Nun ist es ihr eine Art Einsiedelei, eine Klause, um über Songs nachzudenken, die man durchaus pessimistisch nennen kann. Um das Gefühl der Isolation noch mehr zu vertiefen, verriegelte die Künstlerin alle Ausgänge. Die anmutige Sprödheit des Albums resultiert vermutlich daraus.

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„Pompeii“ ist der Nachfolger des Mercury-Prize-nominierten Albums „Reward“, und der Titel verrät bereits die ungefähre Richtung. Die globale Pandemie und die kollidierenden Öko-Traumata des Klimawandels schwingen mit, auch wenn das nicht immer gleich offensichtlich ist. Klanglich ist „Pompeii“ eher minimalistisch. Die gespenstischen Sounds von „Dirt On The Bed“ brechen sich an der hellen Stimme der Sängerin: „Sound doesn’t go away/ In habitual silence/ It reinvents the surface/ Of everything you touch.“

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Songs für die Gegenwart entstehen auf wundersame Weise aus einem Interesse an Antike, Philosophie, Architektur und den Modalitäten des Göttlichen: „All my life in a sentiment/ All my language is vulgar and true/ I’ve pushed love through the hourglass/ Did you see me putting pain in a stone?“, heißt es im gelungenen Titelsong. Musikalisch dominieren Synthesizer wie der legendäre Yamaha DX7, entsprechend klingen viele Basslines nach dem japanischen City-Pop der späten Achtziger, etwa beim melodischen Highlight „Harbour“. Man sollte sich Zeit nehmen mit „Pompeii“, so lange suchen, bis die Ruinen ihre Schätze freigeben. Und das werden sie.