Charlie Wilson’s War :: Mike Nichols (Start 7.2.)

„Die Dinge sind geschehen. Sie waren glorreich und veränderten die Welt. Dann versauten wir das Endspiel.“ Die Schlussworte sind noch mal eine krachende Pointe, ein Resümee im kernigen Pathos des Cowboys — und zugleich ein Statement zur Gegenwart. Charlie Wilson, republikanischer Kongressabgeordneter aus Texas, finanzierte in den 8oer Jahren aus einem Geheim-Etat die Mudschahedin im Kampf gegen die Rote Armee. Kurz nach deren Abzug zerbrach der Ostblock. Heute ist Afghanistan das Schlachtfeld des Westens.

Auf einem schmalen Grat zwischen Fakten und Satire dokumentiert das Polit-Drama virtuos den Wahnwitz amerikanischer und internationaler Strippenzieherei. Die Ereignisse sind zwar stark verkürzt, die CIA ist darin eine Lachnummer, und der US-Präsident taucht nicht einmal auf.

Doch Drehbuchautor Aaron Sorkin, Schöpfer der TV-Serie „West Wing“, spitzt mit der Story ein so süffisantes wie substantielles Lehrstück zu. Tom Hanks, Julia Roberts und Philip Seymour Hoffman verleihen ihren Figuren am Rande der Karikatur trotzdem Wahrhaftigkeit. Und Mike Nichols, mit „Catch-22“ oder „Prima Colors“ in diesem Genre erprobt, hält alles zusammen mit einem Sitcom-Stil, der auch Dramatik und Thrill vereint.

So verhehlt der Film nicht die historische Bedeutsamkeit von Wilsons Krieg, den es offiziell nie gab. Kommunistenhasser könnten ihn daher vereinnahmen als Triumph eines nationalen Helden über das Reich des Finsteren, werden jedoch über allerlei Fallstricke stolpern. Wenn Ned Beatty als stockkonservativer Vorsitzender des Verteidigungsausschusses die Welt in die Guten und Bösen einteilt, ist die Ironie immanent. Das politische Sittengemälde steckt voller Bigotterie, Scheinheiligkeit und Zynismus. Wie .“Dallas, nur in Washington D.C.“, heißt es einmal.

Wilson (Hanks) ist ein saufender Weiberheld, der sich nur mit attraktiven Mitarbeiterinnen umgibt („Tippen kann man lernen, mit Titten wird man geboren“). Seine zeitweilige Geliebte Joanne (Roberts) ist eine reiche Gotteskriegerin aus den Südstaaten („Es ist unsere christliche Pflicht, die Afghanen vom Kommunismus zu befreien“), die Prostituierte auf Spenderpartys versteigern lässt. Und CIA-Agent Avrakotos (Hoffman) ist als Staatssöldner das unheroische Korrektiv, der jede Situation nüchtern analysiert und sarkastisch kommentiert. „Sie sind kein James Bond“, stichelt Wilson, und Avrakotos kontert: „Und sie kein Thomas Jefferson.“

Das Trio bekommt über die Jahre rund 500 Millionen Dollar bewilligt, womit ein israelischer Waffenhändler sowjetisches Militärmaterial aus ägyptischer Produktion an die afghanische Guerilla liefert. Nur danach „die Schafherden aufzufüllen“, wie Avrakotos es salopp nennt, versäumten die Amerikaner. So begann ein neues, global bedrohliches Spiel.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates