Christian Kjellvander :: The Rough And Rynge

Karg-melancholisch grundierte Oden der Zivilisationsflucht

Es soll eine E-Mail geben, die Christian Kjellvander nach einer dreimonatigen Tour durch Nordamerika geschrieben hat. Darin kündigt er an, dass er für einige Zeit untertauchen, mit seinen Hunden in einem Zelt schlafen wolle, um sich den Dreck der rauen Welt abzuwaschen. Weil der schwedische Melancholiker doch eher zum Musiker als zum Eremiten taugt, hat er das dann doch sein lassen und lieber ein Lied darüber geschrieben: „Transatlantic“ heißt ein im wehmütigen Bariton zu einem müde voranschlurfenden Beat vorgetragenes Abschiedslied, in dem sich Kjellvander auf die Stille freut („One can get addicted to this peace“) und für seine Flucht ein neues Verb erfindet („I transatlantic for a while“).

Das Streben nach einem Zustand der Ruhe und des Friedens prägen die Songs auf „The Rough And Rynge“. Sie sind karg-atmosphärisch arrangiert und in fünf Tagen mit Band live im Rynge Castle aufgenommen worden. Kjellvander spielt die Rolle eines von Not und Verzweiflung getriebenen Hobos, der rastlos durch die Welt schweift. Er singt zur Akustikgitarre über den nahenden Winter an der nebeligen „Oregon Coast“ oder vom „Long Distance Runner“ und fragt: „Why would not everyone sing the blues?“

Das von verschwendeten Leben erzählende „Freighter Boat Blue“ und „Blu Tit/Red Kite“ klingen wie die Überreste von Countryblues-Nummern, die von der Einsamkeit und der Hoffnungslosigkeit aufgefressen wurden. „Slow Walk In The Country“ träumt von der Zivilisationsflucht, und zum rappelnden Beat, der ein Güterzug sein könnte, verfällt Kjellvander in „The Truth“ dem Nihilismus, singt von den Sternen, die vom Himmel fallen, von den Bäumen, die sich zum Sterben hinlegen würden.

Auch wenn sich in das sanfte von einem Kontrabass getragene „Gardner River“ eine gewisse Euphorie einschleicht, gerät „The Rough And Rynge“ doch sehr düster. Und konsequent endet die Reise mit einem Lied, das „Death (The Great Tradition)“ heißt und wie ein Spiritual klingt: „I’ll go out for a while/ And run as far as I can go/ And if I’m tired/ I can always walk home.“ (Tapete) Gunther Reinhardt

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