Craig Finn :: Clear Heart Full Eyes
Der Hold-Steady-Sänger erzählt auch solo brillante Geschichten.
Im vergangenen Sommer machten The Hold Steady ein paar Monate Pause, ihr Sänger nicht. Craig Finn zog nach Austin, Texas und nahm sein erstes Soloalbum auf. Er wollte mal etwas anderes machen, aber er kann eben doch nicht aus seiner Haut: Allein wie Finn seine Geschichten erzählt, dieser trockene Vortrag – das erinnert doch immer sehr an den brillanten Brillenträger-Rock seiner Band, die diesmal durch Sessionmusiker ersetzt wurde. Sie fügen sich so geschickt in Finns Kosmos ein, dass man gar nicht hört, dass jedes Stück in nur zwei, drei Takes aufgenommen wurde.
Wer die schlauen Songs von The Hold Steady schätzt, wird sich auch auf „Clear Heart Full Eyes“ zu Hause fühlen: Es geht um verzweifelte Liebespaare, Depressionen, Betrug, prekäre Lebensverhältnisse – ein Panorama, wie es amerikanischer nicht sein könnte. „New Friend Jesus“ klingt zwar verdammt nach „(Don’t Go Back To) Rockville“, doch Finns Geschichten sind immer originell, und bei allem Fatalismus findet er meist noch eine tröstliche Wendung – und unter den Trümmern die letzten Reste von Optimismus. Die schnöde Realität wird Craig Finn nicht kleinkriegen. (Full Time Hobby/Rough Trade)
Beste Songs: „When No One’s Watching“, „No Future“