Cypress Hill – Stoned Raiders

Kiffen, kiffen, Riffen – und immer an den Heavy Metal dabei denken

Ein neues Album von Cypress Hill, da war man gespannt – das letzte Werk, „Skulls & Bones“, ein zweigesichtiges Monstrum aus Kiffer-Reimen und Hardcore-Metal-Eskapaden, hatte dem ewig umtriebigen Trio neue Möglichkeiten eröffnet, und nun schien der Himmel offen für neue Höhenflüge. Das tete-a-tete mit den rockistischen Klängen war dabei freilich nur die konsequente Realisierung einer lange schon bestehenden Seelenverwandtschaft. Cypress Hill hatten schon Jahre zuvor auf dem Judgement Night“-Soundtrack mit lauter lauten Kollegen kollaboriert und es obendrein spätestens mit den Lollapalooza-Tourneen auch in die Herzen der Alterna-Rocker geschafft.

Da zeigt sich nun eine Gesinnung der Latino-Rapper, die sich auch nach 15 Millionen verkauften Einheiten nicht gewandelt hat: Cypress Hill haben nichts gemein mit stolzem Gangsta-Gequatsche und R&B-angebiederten Glitzerreimen, sondern besingen – um es mit einem in diesem Zusammenhang einst von Kollege Hüttmann gebrauchten Wort zu sagen die B-Seite des Lebens und Sterbens in LA.

Mussten die Lager der Orientierung wegen auf „Skulls & Bones“ noch sauber getrennt werden, geht nun alles gleichzeitig. Auf „Stoned Raiders“ polieren die Männer vom Zypressenhügel mit Hilfe der Prügelknaben Christian Oldie Wolbers (Fear Factory) und Rogelio Lozano (Downset) die zuvor noch etwas altbackenen Gitarrenattacken in Richtung New Metal, wie bei dem glänzenden „Trouble“ (Andy Wallace am Tonregler!) oder dem symphonisch dräuenden „It Ain’t Easy“. Das, ohne nun gleich den Vibe der epigonalen Kollegen von Korn und Limp Bizkit nachzuahmen, deren angstgeschulte Luxussorgen im Lebensgefühl des multikulturellen Trios aus East LA nicht vorkommen.

Die eigentliche Sozialisation aber wird nicht verraten: Cypress Hill sind Rapper und sich ihrer Herkunft wohl bewusst, wie sie schön klarstellen in dem cool trottenden „Lowrider“ oder dem grandiosen Spuk-Rap „Bitter“: Eine Dame säuselt gespenstisch, die Trommeln swingen in Zeitlupe.

JÖRN SCHLÜTER

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